Montag, 31. Dezember 2012

Weihnachten und Geburtstag - mal anders

                                                   Unsere Bescherung

                                                 Meine Geschenke aus der Heimat

                                                   Meine Patientenkarte

                                                  Mein Geburtstagskuchen aus der Heimat

                                                     Mein Aufmunterungs-Sekt :-)

                                                      Mein ugandischer Geburtstagskuchen

                                                Emmanuel beim mich Füttern :-)

                                                           Die Geburtstagskinder beim Tanzen

Weihnachten, Geburtstag und andere Festivitäten

Meine Lieben,
ich hoffe ihr habt schöne Weihnachten erlebt, hattet schöne Tage im Kreise eurer Lieben und seid reich beschenkt worden
J Ich bin es – aber dazu später mehr. Ich hoffe es kam bei euch in Deutschland –trotz der warmen Temperaturen- Weihnachtsfeeling auf.
Ich hatte dieses Jahr einen ungewöhnlichen, aber trotzdem sehr schönen Heilig Abend. Wir (Elisa, Elisa’s Papa und ich) sind nach dem ausgiebigen Frühstück los in Richtung King Fisher Lodge. Dort angekommen waren wir total überrascht über soviele Weiße dort
J Es hatten wohl einige den Plan Weihnachten mal anders zu verbringen J Wir haben uns an den Pool gelegt und die Abkühlung dessen genossen. Nach dem Mittagessen (Sandwich mit Pommes – sehr weihnachtlich J) haben wir uns wieder dem kühlen Nass gewidmet. Nach einer extrem kalten Dusche und einem Abschluss-Drink haben wir uns dann bei Beginn der Dämmerung auf den Heimweg gemacht. Ich muss sagen, an Heilig Abend im Bikini am Pool liegen – hat was J Die Fahrt mit dem Public Transport war mal wieder ein Abenteuer: den Weg von King Fisher bis Kikorongo saßen wir mit einem ziemlich amüsanten Pärchen im Auto. Sie auf dem Beifahrersitz hatte mega gute Laune (wir tippen schwer, dass sie zu tief ins Glas geschaut hatte), sang lauthals bei den Lieder der Kassette mit und tätschelte ständig am Fahrer herum. Der Fahrer wiederum war ein ruhiger Typ, der alle Mühe hatte sich um Nacht/Nebel und Frau gleichzeitig zu kümmern. Aber er hat uns sicher abgesetzt – wir hätte gerne noch eine Weile mit den beiden im Auto verbracht J Das nächste Auto wurde von einem Priester gelenkt. Der erstmal horrende Summen für die Fahrt verlangte. Nach einer langen Diskussion, die ich leider entfacht, die aber offensichtlich etwas bewirkt hatte, standen wir in Kirembo – dem Ziel also ziemlich nahe. Jetzt galt es noch mit dem Boda die Hügel hoch zu kommen. Ziemlich abenteuerlich (ich hab mich in den Rücken des Fahrer gekrallt, als wir schier umgekippt wären) – aber wir sind gesund und munter oben angekommen. Wir haben dann das Tannenbäumchen eingeschaltet, die Teelichter angezündet und unsere Geschenke (Elisa’s Papa hat einen Koffer voller Geschenke zu unseren Geburtstagen und Weihnachten) drum herum drapiert und ein Bier aufgemacht. Dann gab es die Bescherung: eine Tüte voll mit Leckereien aus der Heimat, einer riesigen musizierenden Weihnachtskarte und einem Umschlag von meiner besten Freundin. Ich kann euch gar nicht sagen wie schön das war. Lieben Dank an dieser Stelle an: Bella, Jogi, Lara & Stefan, Kerstin & Jürgen, Sabse & Armin, Jenny & Freddy, Kohles & Denise. Ihr habt mir eine riesen Freude gemacht. Den ersten Weihnachtsfeiertag hab ich im Bett verbracht – meinen Fuss schonen und kühlen. Abends waren wir bei Sylvester zum Essen eingeladen. Es war wirklich nett und es gab Fleisch J Den zweiten Weihnachtsfeiertag habe ich ebenfalls im Bett Filme schauend verbracht, da mein Fuss keine wirkliche Verbesserung zeigte. Das führte dazu, dass ich am Mittwoch morgen ins Krankenhaus gefahren wurde um mich röntgen zu lassen. Nichts gebrochen – das war mal die wichtigste Nachricht. Ich habe mich in den darauf folgenden Tag mit vielen kleinen Pillchen vollgepumpt, den Fuss gekühlt und hochgelegt und jetzt ist er wieder richtig gut. Ich kann wieder laufen, die Schwellung ist weg und es tut nicht mehr sehr weh. Eine kleine Anekdote aus dem Krankenhaus: meine Patientenkarte (ich füge ein Bild bei) war absolut cool. Bei Adresse wurde mal pauschal „Africa“ angegeben und bei meiner Stammeszugehörigkeit haben sie „Muzungu“ also „Weißer“ notiert und ich war noch 29 (das waren noch Zeiten) J Das ist doch mal ne Erinnerung.
Am letzten Tag von Elisa’s Papa durften wir dann an einer besonderen Festivität teilnehmen: der Ziegenausgabe. Erst wurde in der Trainings-Hall für uns gesungen und dann sind wir alle zum Ziegenstall gegangen um dort anhand von Losen die Ziegen den Familien zuzuweisen. Die strahlenden Gesichter der Beneficiaries waren wirklich toll, obwohl die Ziegen etwas gemeckert haben, als sie von ihrer Herde getrennt wurden. Aber es war ein wirklich schönes Erlebnis. Und genau deswegen sind wir ja hier.
Nach Weihnachten und der Ziegenausgabe stand noch etwas anders vor der Tür: die dicke, fette 30. Nachdem ich am 29.12. erstmal eine Sinneskrise wegen des bevorstehenden Geburtstags bewältigen musste (und Elisa geduldig mein Gejammer ertragen hatte), haben wir dann mit einer Flasche Bier und dem Film „30 über Nacht“ in meinen Geburtstag gefeiert
J Ich hab dann auch gleich mein Päckchen aus der Heimat geöffnet und mich riesig über den Geburtstagskuchen (den haben wir dann morgens gefrühstückt), die vielen lieben Karten und vorallem über die beiden Piccolo Fläschchen Sekt gefreut. Ich weiß, ich hab es schon oft gesagt, aber ich hab die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. DANKE schön.
Nach einigen lieben Ständchen um Mitternacht sind wir dann erstmal schlafen gegangen. Wir haben dann an meinem Geburtstag gestern uns den Kuchen schmecken lassen und zur Feier des Tages geduscht. Nach einem gemütlichen Tag am Projekt sind wir abends zu Mama Hope und Silvester. Dort habe ich mit Emmanuel (ihrem Sohn) zusammen gefeiert – er wurde 7 und ich 30 (da fühlt man sich zum Glück nicht alt daneben). Erst haben wir köstlich gegessen (es gab FLEISCH) und danach wurde ich in einen Gomez gesteckt. Wir haben dann einen Geburtstagskuchen bekommen und Joy und Emmanuel haben jeweils ein Ständchen gesungen und ich durfte erst eine Rede und dann das Tanzbein mit Emmanuel schwingen. Es war wirklich ein schöner Tag. Vorallem auch wegen der vielen Anrufe, SMSen, Mails und Glückwünsche über Facebook. Ich danke euch allen, dass ihr an mich gedacht habt. Ich habe mich über jeden einzelnen Glückwunsch sehr gefreut.


So, dann sag ich mal „Tschüss“ – wir werden heute nach Sansibar aufbrechen und dort ein paar Tage urlauben.
Da ihr erst nächstes Jahr wieder von mir lesen werdet wünsche ich euch heute Abend eine tolle Party und einen guten Rutsch ins Jahr 2013.
Fühlt euch gedrückt,
eure Mareen

Freitag, 21. Dezember 2012

Weihnachtliche Grüße aus Uganda

                                                         Unser Adventskalender




                                                         Kampala - Ugandas Hauptstadt
                                      
                                             Sieht man die Beule? Ich hoffe schwer :-)


Trip des Grauens

Tagelange haben wir die Ankunft von Elisa’s Papa vorbereitet und uns riesig auf seinen Besuch gefreut. Genauso gefreut haben wir uns auf den damit verbundenen Trip nach Kampala, einem Besuch auf dem Souvenir-Markt dort und auf das klasse Frühstück im Backpackers in Entebbe. Leider sollten wir das alles nicht genießen können. Aber der Reihe nach: am Montag nach dem Mittagessen -  Elisa quälte sich bereits mit einer Grippe und ich mit monstermäßigen Kopfschmerzen – haben wir uns auf den Weg nach Kasese begeben.  Dort angekommen haben wir erstmal unser Zimmer im „White House Hotel“ bezogen. Im benachbarten Divinehouse haben wir  uns das Abendessen schmecken lassen: Omlette mit Erbsen. Nach dem Essen sind wir zurück ins Hotel, haben WARM geduscht und ich habe beschlossen nach der Einnahme von kleinen Helfern gegen das Kopfweh, mich hinzulegen. Doch die Wirkung hatte meinen Kreislauf angeregt und so konnte ich nicht schlafen – ergo auch Elisa nicht, die ich wach gehalten habe. Wir haben die 2 Stunden Schlaf bitter bereut, als der Wecker um 04:30 Uhr klingelte. Doch nicht nur mit dem Schlafdefizit quälte ich mich, sondern auch mit einem Schweißausbruch und einem mulmigen Gefühl im Magen. Dieses mulmige Gefühl äußerte sich relativ schnell: denn ich hab mich einmal im Hotel und einmal vors Hotel übergeben. Da der Bus allerdings um 05:30 Uhr fuhr hatten wir keine Zeit zu warten, bis mein Magen sich beruhigt hatte. So stiegen wir in den Bus, ich mit der Hoffnung, dass sich mein Mageninhalt nicht auf dem Busboden verteilen wird. Nachdem ich die schmerzfreiste Schlafstellung auf meinem Sitz eingenommen hatte, sind wir losgefahren und ich bin eingeschlafen. 1 ½ Stunden später wurde ich wach, mein Magen hatte sich beruhigt und ich hab es gewagt einen Schluck Cola zu trinken. Er blieb im Magen J So habe ich nach weiteren 2 Stunden mir einen Donut schmecken lassen. Leider waren die Kopfschmerzen immer noch übel und Elisa’s Grippe machte auch keine Anstalten besser zu werden (mal ganz abgesehen von den Blasen an ihren Füßen). So beschlossen wir, den Besuch auf dem Crafts-(Souvenir)Markt in Kampala sein zu lassen und uns gleich in einem Taxi nach Entebbe bringen zu lassen, damit wir uns auskurieren können. Nach einer Tomatensuppe haben wir unser Stockbett im 8-Betten Zimmer bezogen und uns erstmal hingelegt. Nach der Ruhe –es ging uns nicht besser- haben wir beschlossen Abend zu essen und dann wieder ins Bett zu gehen. Die Burger mit Pommes konnte ich leider nicht mal zur Hälfte genießen, da das flaue Gefühl im Magen wiederkam. So haben wir uns ins Bett gelegt, tief und fest geschlafen bis zum nächsten Morgen – sogar unsere englischen Zimmergenossinnen haben wir nicht in der Nacht ins Bett gehen hören. Überraschenderweise ging es uns gut, die Grippe von Elisa hat ihren Rückzug angekündigt und mein Kopfweh ist mit dem kotzigen Gefühl im Magen abgezogen. Wir genossen erneut eine warme Dusche (so oft duschen wir sonst nicht J) und die Pfannkuchen und den Fruchtsalat zum Frühstück. Wir haben uns einen Wagen bestellt, der uns zum Flughafen bringen sollte. Voller Vorfreude haben wir unsere Rucksäcke geschnappt, sind aus dem Backpackers gelaufen und da geschah das nächste Unglück: ich bin auf der Treppe ausgerutscht und hab mir den Fuss umgedreht. Unter lautem Fluchen bin ich eingestiegen und hab gemerkt, wie mein Kreislauf sich langsam verabschiedet. Am Flughafen mussten wir eine Polizeikontrolle passieren. Der Polizist machte meine Türe auf und bat mich aufzusteigen. Nach zwei Schritten bin ich zusammengebrochen und hab erklärt, dass ich nicht laufen kann, weil mein Fuss so weh tut – und sofort sind Tränchen gekullert. Völlig besorgt ließ er mich zurück ins Auto humpeln. Kaum saß Elisa im Auto neben mir bin ich in eine hysterische Heulerei verfallen. Die arme Elisa und der arme Fahrer wussten gar nicht, was sie mit dem Häufchen Elend machen sollten. Der Fahrer hat sich uns auf dem Parkplatz aussteigen lassen. Ich bin nach 1 Schritt sofort zusammengebrochen. Elisa bat mich hinter dem Auto wegzugehen. So bin ich aufgestanden und 2 Schritte weit gekommen, dann ist mir schwarz vor Augen geworden und ich bin umgekippt. So lag ich –frisch warm geduscht- auf dem sandigen Boden des Entebbe Flughafen Parkplatzes. Viele Vorbeigehende boten ihre Hilfe an. Unsere Wahl fiel dann auf Steven, einen Sicherheitstyp vom Flughafen. Während er mich in sein Dienstauto verfrachtet hat und mir in Wasser getränktes Klopapier auf meinen anschwellenden Fuss gedrückt hat, ist Elisa in die Flughafenhalle gegangen – immerhin waren wir ja da um ihren Papa abzuholen. Der Flug hatte Verspätung und die Gepäckausgabe dauerte eeeewig, so verbrachte ich ca. 2 Stunden in Steven’s Auto und Elisa in der Halle. Überglücklich holten Elisa’s Papa und Elisamich ab und wir konnten uns in einem Taxi in Richtung Kampala aufmachen. Ich konnte nicht mehr auftreten, mein Fuss schwoll an und mir war nach wie vor der Kreislauf abhanden gekommen, das versprach eine tolle Heimfahrt zu werden. Am Buspark angekommen haben wir sofort einen Bus gefunden, der in unsere Richtung fuhr. Naja, er fuhr schon dahin, aber erstmal saßen wir drei Stunden in besagtem Bus bis dieser voll war, damit wir losfahren konnten. Um 20:15 Uhr setzten wir uns also in Bewegung – mit Schmerzen und im Bewusstsein, dass eine 6-stündige Busfahrt vor uns steht. Doch wir irrten uns: denn wir benötigen 8 Stunden und so sangen wir um Mitternacht für Elisa „Happy Birthday“. Als der Bus dann auch noch an der Haltestelle vorbeifuhr -mit 100 Km/h-, an der wir aussteigen mussten war klar, dieser Trip war verhext. Nach ca. 90 „Stopp“-Rufen hielt der Bus in the Middle of Nowhere. Wir stiegen aus und waren froh, dass Sylvester und George uns mit dem Auto dort abholten und uns ans Projekt fuhren. Wir hatten uns das alles etwas anders vorgestellt, aber was soll ich sagen? Es kommt immer anders als man denkt J

So sitze ich nun hier mit einer Prellung am Fuss, creme diese fleißig ein und hoffe ich kann bald wieder normal gehen.
Elisa’s Papa gefällt es sehr bei uns und wir sind fleißig dabei, ihn in die ugandische Welt einzuführen.
An dieser Stelle möchte ich noch einen herzlichen Gruß an Elisa’s Mama richten, sie hat uns ein Paket mit einem selbst-gemachten Adventskalender geschickt und wir freuen uns über jedes liebevoll ausgesuchte und eingepackte Päckchen. DANKE Andrea.
Apropos Weihnachten:
ich wünsche euch allen schöne und erholsame Weihnachtsfeiertage, genießt den Schnee, die Tage mit euren Familien und das leckere Essen.


Bin in Gedanken bei euch -vorallem bei meiner Familie und meinen Freunden- ohne die ich dieses Jahre Weihnachten feiern werde.
Liebe Weihnachtsgrüße aus dem sonnigen und 25 Grad warmen Uganda,
dicker Kuss
eure Mareen

Montag, 10. Dezember 2012

Tradition in Bildern

Unser Weihnachtsbäumchen und unsere Süßigkeiten

Beim Gomez anziehen

                                                  Im Gomez: Elisa, Mama Hope und ich

                                                         Die "Braut" Jane (im blauen Gomez)

                                                         Neuer Gomez inmitten der Geschenke



                                                                Das Abendessen

Die glücklichen Gesichter der Beneficiaries nach dem Austeilen der ID Cards
 

Deutsche Tradition vs. Ugandische Tradition

Meine Lieben,

im letzten Blogeintrag hatte ich euch erzählt, dass wir sehnsüchtig auf ein Päckchen aus Deutschland warten mit Inhalt Weihnachtsbäumchen und Süßigkeiten. Und letzten Donnerstag (pünktlich zum Nikolaustag) kam der ersehnte Anruf aus dem Postoffice in Kasese (nachdem wir Samstage lang das Postoffice in Kasese belagert haben und die Angestellten uns schon mit Namen kannten, haben sie beschlossen wir sollen ihnen unsere Handynummer hinterlassen damit sie sich melden können wenn ein Päckchen eintrifft), dass ein Päckchen angekommen ist. Es war bereits 15:30 Uhr und die Post schließt um 16 Uhr. Ca. 10 Telefonate später hatten wir ein Vorstandsmitglied von Give a Goat beauftragt im Post Office das Paket zu holen, damit wir uns dann abends noch mit ihm treffen können um  von ihm das Paket zu bekommen. Gesagt, getan. Er holte das Päckchen und wir haben uns ins nächst-beste Public Transport Auto gesetzt, das uns nach Kasese gebracht hat. Und ich kann euch sagen: als ich das 5 Kg Paket in den Händen hielt war ich der glücklichste Mensch der Welt J Wir haben uns sofort auf den Rückweg gemacht und daheim uns erstmal gefüllte Lebkuchen gegönnt J An dieser Stelle möchte ich mich ganz lieb bei meiner Mama, Hardy, meinem Bruder, meiner Schwägerin und meinem Patenkind für dieses liebevolle Paket bedanken. Der Weihnachtsbaum ist der Hammer (Steffen, wir haben die Zweige rausgebogen – jetzt sieht es nicht mehr nach China aus J) und bringt uns etwas Weihnachtsfeeling. Wobei der Baum und die Briefe natürlich das Heimweh hervorrufen. Das muss ich schon sagen. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass meine Familie dieses Jahr alleine unterm Weihnachtsbaum sitzt und meine Mädels die Weihnachtsmärkte ohne mich unsicher machen. Okay, jetzt hör ich lieber auf – sonst werd ich noch sentimental J
Die Ugander haben sich gefreut, dieses Stück „deutsche Tradition“ in Form des Weihnachtsbäumchens zu sehen, denn hier gibt es keine Weihnachtsbäume, Weihnachtsbeleuchtung oder Deko. Und im Gegenzug durften wir an einer ugandischen Tradition teilhaben: an der Introduction. In Uganda ist es Brauch und Sitte, dass wenn ein Mann eine Frau heiraten möchte, er sich vorab bei der Familie vorstellen muss und ein Haufen Zeug mitbringen muss, um die Frau quasi der Familie „abzukaufen“. ( Ein Auszug davon, was der Bräutigam in Spe mitbringen muss: Ziegen, Hühner, Seifen, Kistenweise Cola und Wasser, Öl, einen Koffer, Gemüse in rauen Mengen, Toastbrot, etc.) Und wir hatten das Glück, dass unser Chef George uns zu seiner Introduction eingeladen hat. Am Freitag auf Samstagnacht war es soweit: nach keinem Schlaf sind wir um 1 Uhr losgefahren und 6 Stunden im Matatu nach Masaka gebrettert. Dort angekommen konnten wir erstmal noch etwas dösen bevor uns Mama Hope (die Frau unseres Chefs Sylvester) in das traditionelle Gewand – den Gomez gesteckt hat. Es verlief so: erst wird man ein riesen Stück Stoff eingewickelt (wie wenn man ein Handtuch um den Körper hat) und mit einem Gürtel befestigt. Der obere Teil wird dann runtergeklappt –was zur Folge hat, dass man ein ziemlich ausladendes Heck bekommt. Dann kommt der Gomez: es sieht wie ein Kleid, das man vorne zuknöpfen kann, doch es hat nur oben zwei Knöpfe und die eine Seite ist auch zwei Meter zu lang (und das ist nicht übertrieben). Die Seite mit dem vielen Stoff wird dann seitlich gerafft und mit einem riesen Gürtel zusammengeschnürt. Ich fühlte ich wie eine Geisha. Man konnte kaum laufen und sah ca. 20 Kilo schwerer aus – aber seht es selbst J Wir haben dann Bohnen und Matoke gefrühstückt und sind nach 2 ½ Stunden Fahrt durch den Busch im Dorf der zukünftigen Braut angekommen. Nach einem „short call“ (so nen die Ugander einen Stopp um auf die Pipibox zu gehenI) musste uns Mama Hope erneut anziehen J Wir sind dann (nachdem wir wieder hübsch waren) zur Gesellschaft gelaufen: dort waren drei Zelte aufgebaut. In zwei saßen bereits Leute (vermutlich die Gesellschaft der Braut) und eins war für uns alle bereit. Wir haben ein kleines Geschenk in die Hand gedrückt bekommen mit den Worten „da werden Männer sein, denen müsst ihr es dann geben“ – hä? Die Aufklärung folgt J Wir haben dann als Willkommensgeschenk einen Lolli bekommen und mussten durch einen Torbogen in zwei Reihen einmarschieren. Nachdem wir saßen ging die Show los: die Gesellschaft des Bräutigams hatte ihren eigenen Sprecher und die Gesellschaft der Braut auch. Die beiden haben dann – na sagen wir mal das Ganze moderiert. Dann dröhnte aus den Boxen laut afrikanische Musik und ein paar Mädchen kamen tänzelnd herein. Sie haben dann von unserem Sprecher jeweils ein Geschenk bekommen. Dann kam eine Gruppe junger Frauen. Die mit uns gereisten Männer gaben dann ihnen die Geschenke. Dann kam eine Gruppe junger Männer – das war unser Auftritt. Wir sind dann mit den anderen Frauen aufgestanden und haben versucht beim Laufen zum Takt der afrikanischen Musik zu wackeln, sind dann einmal um die Männer herumgetänzelt und mussten uns dann auf die Knie fallen lassen und ihnen das Geschenk überreichen. War ziemlich ungewohnt – war auch echt interessant. Es kamen immer wieder Gruppen von Personen und bekamen Geschenke. Und dann kam Jane (die Braut): gehüllt in einen Gomez und mit einer aufwendig gemachten Frisur. Sie sah wirklich toll aus. Nachdem sie einige Fragen unseres Sprechers beantwortet hatte, sind wir alle zu den Autos gegangen, denn nun war es Zeit die Geschenke zu überreichen. Die Männer haben die Couchgarnitur und die Kästen voller Cola, das Huhn und andere schwere Sachen gebracht und wir Frauen haben ein Korb auf den Kopf bekommen – ja ihr habt richtig gelesen: wir mussten die Körbe auf dem Kopf durch den Torbogen bringen, dann um die Braut laufen und die Körbe auf den Boden um sie herum aufstellen. Das war ein gewaltiger Akt, nicht zu stolpern – denn wir hatten den viel zu langen Gomez an, das hieß also links waren ca. 1 Meter Stoff in der Hand und mit der anderen Hand hat man den Korb (der wahlweise mit Toastbrot und Margarine oder mit einer Ananas und einem Kohl bepackt war) gehalten. Dabei mussten wir aber wieder im Takt wackeln – mein Gedanke war nur „fall nicht hin, stolper ja nicht“. Aber ist zum Glück nichts passiert J Die Tante und eine Schwester haben Jane dann ihrem zukünftigen Mann übergeben, er hat ihr einen Ring an den Finger gesteckt und danach wurde eine Torte angeschnitten und dazu Sprühschnee aus der Dose gesprüht. Dann war die Introduction vorbei. Was ich hier so komprimiert erzähle dauerte ca. 4 Stunden. Es war bereits dunkel geworden und unsere Mägen knurrten nach etwas zu essen. Sie wurden aber sofort erhört J In Bananenblätter eingewickelt gab es Fleisch und Hühnchen, dazu Matoke und Reis. Mit den Händen Reis zu essen ist eine Kunst – aber hungrig ist das ein Kinderspiel J Um 20:30 Uhr haben wir uns dann aus dem durchgeschwitzten Gomez befreit und uns ins Matatu gesetzt um die Heimreise anzutreten. Nach 8 Stunden holpriger Fahrt kamen wir morgens um 04:30 Uhr wieder am Projekt an. Völlig müde, aber total glücklich und überwältigt von den Eindrücken des Tages fielen wir ins Bett. Es war wirklich absolut schön an solch einer traditionellen Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Ich hoffe die Bilder können etwas das Feeling rüberbringen, das wir an diesem Tag erleben durften – bitte stellt euch dazu die afrikanische Musik vor – dann wirkt es mehr.
Aber da wir ja zum Arbeiten hier sind auch hierzu noch eine aktuelle Statusmeldung: die Membershipcards sind nun komplett ausgegeben. Die Beneficiaries haben sich riesig darüber gefreut. Die Arbeit hat sich wirklich gelohnt. Denn das ist der beste Lohn: die strahlenden und dankbaren Gesichter.
Ich sende euch sonnige (leider momentan verregnete) Grüße von Herzen aus Uganda.
Drück euch alle ganz fest,
eure Mareen