Einmal Ruanda und zurück
Am Donnerstag vor einer Woche begann unsere Reise ins
benachbarte Ruanda. Wir dachten, wir ziehen unser nächste Woche stattfindendes „Bergfest“
vor und reisen für 4 Tage nach Ruanda, genauer gesagt in dessen Hauptstadt
Kigali. Wir haben den Bodafahrer unseres Vertrauens gerufen und er hat uns nach
Kiburara gebracht. Dort stand glücklicherweise ein Bus, der uns bis zu unserer
ersten Umsteigestation Mbarara gebracht hat. Nach über vier Stunden Fahrt sind
wir ausgestiegen und haben erstmal einen Rolex (zusammengerollter „Pfannkuchen“
mit Kohl gefüllt) zur Stärkung gegessen. Wir wurden dann in ein Matatu
verfrachtet, das uns bis zum nächsten Umsteigepunkt Kabale bringen sollte.
Nachdem wir eine Stunde durch Mbarara gegurkt sind um das für 14 Fahrgäste
bestimmte Matatu mit über 20 Leuten zu füllen – konnte es losgehen. Das Matatu
war deutlich ungemütlicher und die Strecke um einiges holpriger J. Nach weiteren vier
Stunden haben wir unser Ziel Kabale erreicht. Es war bereits 18 Uhr und wir
wollten schnellst möglich die Grenze erreichen. Also rein in ein überteuertes
Public Transport Auto und ab zur 30 Kilometer entfernten Grenze. Erst haben wir
an der ugandischen Grenze „ausgecheckt“ um drei Meter weiter im ruandischen
Grenzhäuschen „einzuchecken“. „Noch schnell“ wollten wir ugandische Schillinge
in ruandische Franc tauschen – was bereits für einige Verwirrung gesorgt hat.
Zu dem Zeitpunkt waren wir auch immerhin schon über 10 Stunden unterwegs J Sofort kam ein
freundlicher Public Transport Fahrer und sagte, er fährt nach Kigali. Jeder
Sitz hatte nahezu auch nur einen Besetzer – was sehr angenehm war. Der Rechtsverkehr
hat uns dann als nächstes verwirrt (in Uganda herrscht Linksverkehr) und die
für afrikanische Verhältnisse gut ausgebaute Strasse. Der Fahrer war so nett –natürlich
gegen Aufpreis- uns bis ans Hotel zu fahren. Von Elisa’s Freundin (die ein Jahr
in Ruanda gelebt hat) hatten wir einen Tipp bekommen. Nach der Währung und des
Verkehrs verwirrte uns die Sprache: in Ruanda wird nicht englisch sondern
französisch gesprochen. Unser Portier konnte leider nicht ein Wort englisch so
wurde er von Elisa gefragt „Il y a something pour manger?“ Nach der nächtlichen
Stärkung und über 13 Stunden Fahrt fielen wir erschöpft ins unsere separaten
Betten. Am nächsten Morgen begann unsere kulinarische Reise durch Kigali – auf gut
deutsch: wir haben uns durch Ruandas Hauptstadt gefuttert. Erst haben wir in
dem Hotel etwas zum frühstücken geholt und im Zentrum Kigalis sind wir dann
etwas herumgelaufen. Haben dann das Nakumatt-Einkaufszentrum gefunden und uns
erstmal zum Mittagessen Burger mit Pommes gegönnt. Danach sind wir auf Anraten
in das Bourbon Café gegangen und haben uns ein leckeres Eis als Nachtisch
gegönnt. Wohl genährt und gut gelaunt haben wir uns auf ein Moto (in Ruanda
heißen die Bodas Moto) geschwungen. Jede auf eins. In Ruanda sind sie da sehr
genau und jeder Fahrer hat einen Helm für den Fahrgast mit. Naja, der Helm war
zwar zu groß und hätte bei einem Aufprall vermutlich nicht viel genützt, denn
die sind gefahren wie die Henker. Jedenfalls haben wir uns zu einem deutschen
Supermarkt fahren lassen – genau deutscher Supermarkt. Dieser war als Tipp in
meinem Reiseführer angegeben. Wir konnten unser Glück kaum fassen: Ritter Sport
Schokolade, deutsches Brot, Tütensuppe, Oliven in Gläsern, einen Metzger, Tee
und vieles mehr. Leider alles maßlos überteuert, deshalb haben wir uns nur ein
deutsches Brot und ich mit eine Tafel Ritter Sport gegönnt J Danach haben wir noch
Souvenirs geshoppt, wie sich das für Touris gehört J Dann sind wir zurück und
haben uns erstmal –zur Feier des Tages- eine Maske aufgelegt. Man gönnt sich ja
sonst nichts. Danach haben wir geduscht – und zwar WARM. Unglaublich, nach fast
3 Monaten nur kalt duschen war das ein unbeschreibliches Gefühl. Wir wollten
gar nicht mehr raus aus der Dusche. Frisch geschminkt haben wir dann unsere Futter-Reise
fortgesetzt. Wir sind einem Tipp gefolgt und sind in ein Burger-Restaurant. Wir
haben uns Burger und Sandwiches mit Pommes bestellt. Danach sind wir
weitergezogen in die „VIP-Lounge“. Eine 6-köpfige Combo hat afrikanisches
Liedgut gespielt und wir haben bei einem Bierchen mitgewippt. Das ein oder
andere bekannte Lied haben sie dann im Reggae-Stil gespielt und dann kam ein
ganz besonderes Lied: Nossa J
ich habe mir meine Mädels und mich im Apfelsack mit einem Sektglas in der Hand
tanzend auf der Fasnet gesehen. Aus voller Seele habe ich mitgegröhlt, was für
irritierte Blicke meiner Nachbarn gesorgt hat. Am Samstagmorgen haben wir uns
im Bourbon Café einen Schokoladenkuchen mit Eis genehmigt (wir haben die Pause
von Toastbrot ohne Toaster redlich ausgenutzt) und haben uns dann mit einem
Moto zur Gedächtnisstätte des Völkermordes von 1994 bringen lassen. Völlig
schockiert, interessiert und kopfschüttelnd über soviel Brutalität haben wir
die komplette Geschichte dort gelesen, in Bildern gesehen und anhand von kurzen
Filmchen, in denen Zeitzeugen ihre Erlebnisse geschildert haben, auf uns wirken
lassen. Da das geschehene nicht mal 20 Jahre in der Vergangenheit liegt, wird
man ziemlich nachdenklich. Verwirrt und total aufgerührt haben wir uns ins
Fantastic Restaurant (war ebenfalls ein Tipp) aufgemacht und dort uns einmal
durchs Büffet gegessen. Nach einer weiteren Runde Souvenir shoppen haben wir
uns auf den Weg zurück gemacht um ein letztes Mal die warme Dusche zu genießen.
Danach sind wir wie den Abend zuvor ins Simba-Restaurant und haben uns ein
Frucht- bzw. Avocado-Shake zu Sandwich mit Pommes schmecken lassen. Da wir am Sonntag
um 6 Uhr aufgestanden sind, hieß es nach demAbendessen ab ins Bett. Nach dem
frühen Aufstehen waren wir bereits um 7 Uhr am Buspark in Kigali. Unser Fahrer,
der uns wohlbehalten nach Kigali gebracht hat, hat uns wiedererkannt und sofort
in sein Auto verfrachtet. Dort saßen wir, haben unser gekauftes Frühstück aus
Tüten gegessen und gewartet, bis das Auto voll war. Nach dem Grenzübergang
wurden wir in Kabale abgesetzt, wo glücklicherweise bereits ein Bus nach Mbarara
stand. Sind sofort eingestiegen und vier Stunden später –um 16 Uhr sind wir
angekommen. 1 ½ Stunden haben wir dort auf unsere Weiterfahrmöglichkeit
gewartet. Es war bereits 17:30 Uhr als wir endlich ein Matatu gefunden haben,
dass in unsere gewünschte Richtung fuhr. Um 21:00 Uhr kamen wir an der uns vertrauten
Kreuzung Kikorongo an. Leider konnten wir aufgrund des nicht-vorhandenen Netzes
niemand vom Projekt erreichen, so machten wir uns in einem völlig überteuerten
Special Hire auf den Weg „heim“. Leider ist auf der Fahrt ein Reifen des Autos
geplatzt, sodass wir in Kiburara auf ein Boda umsteigen mussten. Da es in den
letzten Tagen offensichtlich stark geregnet hatte war ein durchkommen recht
schwer, denn leider ist die „Strasse“
nicht geteert, weshalb Elisa ihr den Spitznamen
„field of mudd“ verliehen hat (oder lag es an dem Alkoholpegel unseres
Fahrers? Vielleicht von beidem ein bisschen). Auf dem schliddrigen Weg haben
wir zwei unserer Farmjungs entdeckt, daraufhin haben wir uns vom Boda
geschwungen, uns höflich bedankt und sind den Rest voll hochgelaufen. Völlig
erschöpft, aber um einen wunderschönen Ausflug reicher im Gepäck kamen wir in
unserem Zimmer mit Stockbett wieder an. Leichte Wehmut überkam uns. Einen
kurzen Augenblick (oder vielleicht auch einige Augenblicke mehr) hatten wir
überlegt in Kigali zu bleiben die restlichen 3 Monate J Es ist eine schöne Stadt,
wenn auch extrem hügelig, uns verfolgten keine Muzungu-Rufe und wir mussten
durch keinen Matsch waten J
Aber natürlich sind wir nicht „getürmt“. Wir sind froh,
wieder am Projekt zu sein und gehen fleißig unserer Arbeit nach. Heute konnten
wir unser improvisiertes „Office“ beziehen, das direkt neben unserem Zimmer
liegt J
Ihr seht, uns geht es nach wie vor sehr gut, wir haben
unsere Batterien wieder in Kigali aufgeladen und sind bereit für die zweite
Hälfte unseres Erlebnisses hier.
Ich weiß, bei euch schneit es, aber ich hoffe etwas vom
Sonnenschein und der Wärme aus Uganda und Ruanda euch zukommen können zu lassen.
Fühlt euch alle gedrückt,
liebe Grüße,
Mareen
PS: Liebe Grüße an Alice und herzlichen DANK für die
wertvollen Tipps in Kigali.