Montag, 31. Dezember 2012

Weihnachten und Geburtstag - mal anders

                                                   Unsere Bescherung

                                                 Meine Geschenke aus der Heimat

                                                   Meine Patientenkarte

                                                  Mein Geburtstagskuchen aus der Heimat

                                                     Mein Aufmunterungs-Sekt :-)

                                                      Mein ugandischer Geburtstagskuchen

                                                Emmanuel beim mich Füttern :-)

                                                           Die Geburtstagskinder beim Tanzen

Weihnachten, Geburtstag und andere Festivitäten

Meine Lieben,
ich hoffe ihr habt schöne Weihnachten erlebt, hattet schöne Tage im Kreise eurer Lieben und seid reich beschenkt worden
J Ich bin es – aber dazu später mehr. Ich hoffe es kam bei euch in Deutschland –trotz der warmen Temperaturen- Weihnachtsfeeling auf.
Ich hatte dieses Jahr einen ungewöhnlichen, aber trotzdem sehr schönen Heilig Abend. Wir (Elisa, Elisa’s Papa und ich) sind nach dem ausgiebigen Frühstück los in Richtung King Fisher Lodge. Dort angekommen waren wir total überrascht über soviele Weiße dort
J Es hatten wohl einige den Plan Weihnachten mal anders zu verbringen J Wir haben uns an den Pool gelegt und die Abkühlung dessen genossen. Nach dem Mittagessen (Sandwich mit Pommes – sehr weihnachtlich J) haben wir uns wieder dem kühlen Nass gewidmet. Nach einer extrem kalten Dusche und einem Abschluss-Drink haben wir uns dann bei Beginn der Dämmerung auf den Heimweg gemacht. Ich muss sagen, an Heilig Abend im Bikini am Pool liegen – hat was J Die Fahrt mit dem Public Transport war mal wieder ein Abenteuer: den Weg von King Fisher bis Kikorongo saßen wir mit einem ziemlich amüsanten Pärchen im Auto. Sie auf dem Beifahrersitz hatte mega gute Laune (wir tippen schwer, dass sie zu tief ins Glas geschaut hatte), sang lauthals bei den Lieder der Kassette mit und tätschelte ständig am Fahrer herum. Der Fahrer wiederum war ein ruhiger Typ, der alle Mühe hatte sich um Nacht/Nebel und Frau gleichzeitig zu kümmern. Aber er hat uns sicher abgesetzt – wir hätte gerne noch eine Weile mit den beiden im Auto verbracht J Das nächste Auto wurde von einem Priester gelenkt. Der erstmal horrende Summen für die Fahrt verlangte. Nach einer langen Diskussion, die ich leider entfacht, die aber offensichtlich etwas bewirkt hatte, standen wir in Kirembo – dem Ziel also ziemlich nahe. Jetzt galt es noch mit dem Boda die Hügel hoch zu kommen. Ziemlich abenteuerlich (ich hab mich in den Rücken des Fahrer gekrallt, als wir schier umgekippt wären) – aber wir sind gesund und munter oben angekommen. Wir haben dann das Tannenbäumchen eingeschaltet, die Teelichter angezündet und unsere Geschenke (Elisa’s Papa hat einen Koffer voller Geschenke zu unseren Geburtstagen und Weihnachten) drum herum drapiert und ein Bier aufgemacht. Dann gab es die Bescherung: eine Tüte voll mit Leckereien aus der Heimat, einer riesigen musizierenden Weihnachtskarte und einem Umschlag von meiner besten Freundin. Ich kann euch gar nicht sagen wie schön das war. Lieben Dank an dieser Stelle an: Bella, Jogi, Lara & Stefan, Kerstin & Jürgen, Sabse & Armin, Jenny & Freddy, Kohles & Denise. Ihr habt mir eine riesen Freude gemacht. Den ersten Weihnachtsfeiertag hab ich im Bett verbracht – meinen Fuss schonen und kühlen. Abends waren wir bei Sylvester zum Essen eingeladen. Es war wirklich nett und es gab Fleisch J Den zweiten Weihnachtsfeiertag habe ich ebenfalls im Bett Filme schauend verbracht, da mein Fuss keine wirkliche Verbesserung zeigte. Das führte dazu, dass ich am Mittwoch morgen ins Krankenhaus gefahren wurde um mich röntgen zu lassen. Nichts gebrochen – das war mal die wichtigste Nachricht. Ich habe mich in den darauf folgenden Tag mit vielen kleinen Pillchen vollgepumpt, den Fuss gekühlt und hochgelegt und jetzt ist er wieder richtig gut. Ich kann wieder laufen, die Schwellung ist weg und es tut nicht mehr sehr weh. Eine kleine Anekdote aus dem Krankenhaus: meine Patientenkarte (ich füge ein Bild bei) war absolut cool. Bei Adresse wurde mal pauschal „Africa“ angegeben und bei meiner Stammeszugehörigkeit haben sie „Muzungu“ also „Weißer“ notiert und ich war noch 29 (das waren noch Zeiten) J Das ist doch mal ne Erinnerung.
Am letzten Tag von Elisa’s Papa durften wir dann an einer besonderen Festivität teilnehmen: der Ziegenausgabe. Erst wurde in der Trainings-Hall für uns gesungen und dann sind wir alle zum Ziegenstall gegangen um dort anhand von Losen die Ziegen den Familien zuzuweisen. Die strahlenden Gesichter der Beneficiaries waren wirklich toll, obwohl die Ziegen etwas gemeckert haben, als sie von ihrer Herde getrennt wurden. Aber es war ein wirklich schönes Erlebnis. Und genau deswegen sind wir ja hier.
Nach Weihnachten und der Ziegenausgabe stand noch etwas anders vor der Tür: die dicke, fette 30. Nachdem ich am 29.12. erstmal eine Sinneskrise wegen des bevorstehenden Geburtstags bewältigen musste (und Elisa geduldig mein Gejammer ertragen hatte), haben wir dann mit einer Flasche Bier und dem Film „30 über Nacht“ in meinen Geburtstag gefeiert
J Ich hab dann auch gleich mein Päckchen aus der Heimat geöffnet und mich riesig über den Geburtstagskuchen (den haben wir dann morgens gefrühstückt), die vielen lieben Karten und vorallem über die beiden Piccolo Fläschchen Sekt gefreut. Ich weiß, ich hab es schon oft gesagt, aber ich hab die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. DANKE schön.
Nach einigen lieben Ständchen um Mitternacht sind wir dann erstmal schlafen gegangen. Wir haben dann an meinem Geburtstag gestern uns den Kuchen schmecken lassen und zur Feier des Tages geduscht. Nach einem gemütlichen Tag am Projekt sind wir abends zu Mama Hope und Silvester. Dort habe ich mit Emmanuel (ihrem Sohn) zusammen gefeiert – er wurde 7 und ich 30 (da fühlt man sich zum Glück nicht alt daneben). Erst haben wir köstlich gegessen (es gab FLEISCH) und danach wurde ich in einen Gomez gesteckt. Wir haben dann einen Geburtstagskuchen bekommen und Joy und Emmanuel haben jeweils ein Ständchen gesungen und ich durfte erst eine Rede und dann das Tanzbein mit Emmanuel schwingen. Es war wirklich ein schöner Tag. Vorallem auch wegen der vielen Anrufe, SMSen, Mails und Glückwünsche über Facebook. Ich danke euch allen, dass ihr an mich gedacht habt. Ich habe mich über jeden einzelnen Glückwunsch sehr gefreut.


So, dann sag ich mal „Tschüss“ – wir werden heute nach Sansibar aufbrechen und dort ein paar Tage urlauben.
Da ihr erst nächstes Jahr wieder von mir lesen werdet wünsche ich euch heute Abend eine tolle Party und einen guten Rutsch ins Jahr 2013.
Fühlt euch gedrückt,
eure Mareen

Freitag, 21. Dezember 2012

Weihnachtliche Grüße aus Uganda

                                                         Unser Adventskalender




                                                         Kampala - Ugandas Hauptstadt
                                      
                                             Sieht man die Beule? Ich hoffe schwer :-)


Trip des Grauens

Tagelange haben wir die Ankunft von Elisa’s Papa vorbereitet und uns riesig auf seinen Besuch gefreut. Genauso gefreut haben wir uns auf den damit verbundenen Trip nach Kampala, einem Besuch auf dem Souvenir-Markt dort und auf das klasse Frühstück im Backpackers in Entebbe. Leider sollten wir das alles nicht genießen können. Aber der Reihe nach: am Montag nach dem Mittagessen -  Elisa quälte sich bereits mit einer Grippe und ich mit monstermäßigen Kopfschmerzen – haben wir uns auf den Weg nach Kasese begeben.  Dort angekommen haben wir erstmal unser Zimmer im „White House Hotel“ bezogen. Im benachbarten Divinehouse haben wir  uns das Abendessen schmecken lassen: Omlette mit Erbsen. Nach dem Essen sind wir zurück ins Hotel, haben WARM geduscht und ich habe beschlossen nach der Einnahme von kleinen Helfern gegen das Kopfweh, mich hinzulegen. Doch die Wirkung hatte meinen Kreislauf angeregt und so konnte ich nicht schlafen – ergo auch Elisa nicht, die ich wach gehalten habe. Wir haben die 2 Stunden Schlaf bitter bereut, als der Wecker um 04:30 Uhr klingelte. Doch nicht nur mit dem Schlafdefizit quälte ich mich, sondern auch mit einem Schweißausbruch und einem mulmigen Gefühl im Magen. Dieses mulmige Gefühl äußerte sich relativ schnell: denn ich hab mich einmal im Hotel und einmal vors Hotel übergeben. Da der Bus allerdings um 05:30 Uhr fuhr hatten wir keine Zeit zu warten, bis mein Magen sich beruhigt hatte. So stiegen wir in den Bus, ich mit der Hoffnung, dass sich mein Mageninhalt nicht auf dem Busboden verteilen wird. Nachdem ich die schmerzfreiste Schlafstellung auf meinem Sitz eingenommen hatte, sind wir losgefahren und ich bin eingeschlafen. 1 ½ Stunden später wurde ich wach, mein Magen hatte sich beruhigt und ich hab es gewagt einen Schluck Cola zu trinken. Er blieb im Magen J So habe ich nach weiteren 2 Stunden mir einen Donut schmecken lassen. Leider waren die Kopfschmerzen immer noch übel und Elisa’s Grippe machte auch keine Anstalten besser zu werden (mal ganz abgesehen von den Blasen an ihren Füßen). So beschlossen wir, den Besuch auf dem Crafts-(Souvenir)Markt in Kampala sein zu lassen und uns gleich in einem Taxi nach Entebbe bringen zu lassen, damit wir uns auskurieren können. Nach einer Tomatensuppe haben wir unser Stockbett im 8-Betten Zimmer bezogen und uns erstmal hingelegt. Nach der Ruhe –es ging uns nicht besser- haben wir beschlossen Abend zu essen und dann wieder ins Bett zu gehen. Die Burger mit Pommes konnte ich leider nicht mal zur Hälfte genießen, da das flaue Gefühl im Magen wiederkam. So haben wir uns ins Bett gelegt, tief und fest geschlafen bis zum nächsten Morgen – sogar unsere englischen Zimmergenossinnen haben wir nicht in der Nacht ins Bett gehen hören. Überraschenderweise ging es uns gut, die Grippe von Elisa hat ihren Rückzug angekündigt und mein Kopfweh ist mit dem kotzigen Gefühl im Magen abgezogen. Wir genossen erneut eine warme Dusche (so oft duschen wir sonst nicht J) und die Pfannkuchen und den Fruchtsalat zum Frühstück. Wir haben uns einen Wagen bestellt, der uns zum Flughafen bringen sollte. Voller Vorfreude haben wir unsere Rucksäcke geschnappt, sind aus dem Backpackers gelaufen und da geschah das nächste Unglück: ich bin auf der Treppe ausgerutscht und hab mir den Fuss umgedreht. Unter lautem Fluchen bin ich eingestiegen und hab gemerkt, wie mein Kreislauf sich langsam verabschiedet. Am Flughafen mussten wir eine Polizeikontrolle passieren. Der Polizist machte meine Türe auf und bat mich aufzusteigen. Nach zwei Schritten bin ich zusammengebrochen und hab erklärt, dass ich nicht laufen kann, weil mein Fuss so weh tut – und sofort sind Tränchen gekullert. Völlig besorgt ließ er mich zurück ins Auto humpeln. Kaum saß Elisa im Auto neben mir bin ich in eine hysterische Heulerei verfallen. Die arme Elisa und der arme Fahrer wussten gar nicht, was sie mit dem Häufchen Elend machen sollten. Der Fahrer hat sich uns auf dem Parkplatz aussteigen lassen. Ich bin nach 1 Schritt sofort zusammengebrochen. Elisa bat mich hinter dem Auto wegzugehen. So bin ich aufgestanden und 2 Schritte weit gekommen, dann ist mir schwarz vor Augen geworden und ich bin umgekippt. So lag ich –frisch warm geduscht- auf dem sandigen Boden des Entebbe Flughafen Parkplatzes. Viele Vorbeigehende boten ihre Hilfe an. Unsere Wahl fiel dann auf Steven, einen Sicherheitstyp vom Flughafen. Während er mich in sein Dienstauto verfrachtet hat und mir in Wasser getränktes Klopapier auf meinen anschwellenden Fuss gedrückt hat, ist Elisa in die Flughafenhalle gegangen – immerhin waren wir ja da um ihren Papa abzuholen. Der Flug hatte Verspätung und die Gepäckausgabe dauerte eeeewig, so verbrachte ich ca. 2 Stunden in Steven’s Auto und Elisa in der Halle. Überglücklich holten Elisa’s Papa und Elisamich ab und wir konnten uns in einem Taxi in Richtung Kampala aufmachen. Ich konnte nicht mehr auftreten, mein Fuss schwoll an und mir war nach wie vor der Kreislauf abhanden gekommen, das versprach eine tolle Heimfahrt zu werden. Am Buspark angekommen haben wir sofort einen Bus gefunden, der in unsere Richtung fuhr. Naja, er fuhr schon dahin, aber erstmal saßen wir drei Stunden in besagtem Bus bis dieser voll war, damit wir losfahren konnten. Um 20:15 Uhr setzten wir uns also in Bewegung – mit Schmerzen und im Bewusstsein, dass eine 6-stündige Busfahrt vor uns steht. Doch wir irrten uns: denn wir benötigen 8 Stunden und so sangen wir um Mitternacht für Elisa „Happy Birthday“. Als der Bus dann auch noch an der Haltestelle vorbeifuhr -mit 100 Km/h-, an der wir aussteigen mussten war klar, dieser Trip war verhext. Nach ca. 90 „Stopp“-Rufen hielt der Bus in the Middle of Nowhere. Wir stiegen aus und waren froh, dass Sylvester und George uns mit dem Auto dort abholten und uns ans Projekt fuhren. Wir hatten uns das alles etwas anders vorgestellt, aber was soll ich sagen? Es kommt immer anders als man denkt J

So sitze ich nun hier mit einer Prellung am Fuss, creme diese fleißig ein und hoffe ich kann bald wieder normal gehen.
Elisa’s Papa gefällt es sehr bei uns und wir sind fleißig dabei, ihn in die ugandische Welt einzuführen.
An dieser Stelle möchte ich noch einen herzlichen Gruß an Elisa’s Mama richten, sie hat uns ein Paket mit einem selbst-gemachten Adventskalender geschickt und wir freuen uns über jedes liebevoll ausgesuchte und eingepackte Päckchen. DANKE Andrea.
Apropos Weihnachten:
ich wünsche euch allen schöne und erholsame Weihnachtsfeiertage, genießt den Schnee, die Tage mit euren Familien und das leckere Essen.


Bin in Gedanken bei euch -vorallem bei meiner Familie und meinen Freunden- ohne die ich dieses Jahre Weihnachten feiern werde.
Liebe Weihnachtsgrüße aus dem sonnigen und 25 Grad warmen Uganda,
dicker Kuss
eure Mareen

Montag, 10. Dezember 2012

Tradition in Bildern

Unser Weihnachtsbäumchen und unsere Süßigkeiten

Beim Gomez anziehen

                                                  Im Gomez: Elisa, Mama Hope und ich

                                                         Die "Braut" Jane (im blauen Gomez)

                                                         Neuer Gomez inmitten der Geschenke



                                                                Das Abendessen

Die glücklichen Gesichter der Beneficiaries nach dem Austeilen der ID Cards
 

Deutsche Tradition vs. Ugandische Tradition

Meine Lieben,

im letzten Blogeintrag hatte ich euch erzählt, dass wir sehnsüchtig auf ein Päckchen aus Deutschland warten mit Inhalt Weihnachtsbäumchen und Süßigkeiten. Und letzten Donnerstag (pünktlich zum Nikolaustag) kam der ersehnte Anruf aus dem Postoffice in Kasese (nachdem wir Samstage lang das Postoffice in Kasese belagert haben und die Angestellten uns schon mit Namen kannten, haben sie beschlossen wir sollen ihnen unsere Handynummer hinterlassen damit sie sich melden können wenn ein Päckchen eintrifft), dass ein Päckchen angekommen ist. Es war bereits 15:30 Uhr und die Post schließt um 16 Uhr. Ca. 10 Telefonate später hatten wir ein Vorstandsmitglied von Give a Goat beauftragt im Post Office das Paket zu holen, damit wir uns dann abends noch mit ihm treffen können um  von ihm das Paket zu bekommen. Gesagt, getan. Er holte das Päckchen und wir haben uns ins nächst-beste Public Transport Auto gesetzt, das uns nach Kasese gebracht hat. Und ich kann euch sagen: als ich das 5 Kg Paket in den Händen hielt war ich der glücklichste Mensch der Welt J Wir haben uns sofort auf den Rückweg gemacht und daheim uns erstmal gefüllte Lebkuchen gegönnt J An dieser Stelle möchte ich mich ganz lieb bei meiner Mama, Hardy, meinem Bruder, meiner Schwägerin und meinem Patenkind für dieses liebevolle Paket bedanken. Der Weihnachtsbaum ist der Hammer (Steffen, wir haben die Zweige rausgebogen – jetzt sieht es nicht mehr nach China aus J) und bringt uns etwas Weihnachtsfeeling. Wobei der Baum und die Briefe natürlich das Heimweh hervorrufen. Das muss ich schon sagen. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass meine Familie dieses Jahr alleine unterm Weihnachtsbaum sitzt und meine Mädels die Weihnachtsmärkte ohne mich unsicher machen. Okay, jetzt hör ich lieber auf – sonst werd ich noch sentimental J
Die Ugander haben sich gefreut, dieses Stück „deutsche Tradition“ in Form des Weihnachtsbäumchens zu sehen, denn hier gibt es keine Weihnachtsbäume, Weihnachtsbeleuchtung oder Deko. Und im Gegenzug durften wir an einer ugandischen Tradition teilhaben: an der Introduction. In Uganda ist es Brauch und Sitte, dass wenn ein Mann eine Frau heiraten möchte, er sich vorab bei der Familie vorstellen muss und ein Haufen Zeug mitbringen muss, um die Frau quasi der Familie „abzukaufen“. ( Ein Auszug davon, was der Bräutigam in Spe mitbringen muss: Ziegen, Hühner, Seifen, Kistenweise Cola und Wasser, Öl, einen Koffer, Gemüse in rauen Mengen, Toastbrot, etc.) Und wir hatten das Glück, dass unser Chef George uns zu seiner Introduction eingeladen hat. Am Freitag auf Samstagnacht war es soweit: nach keinem Schlaf sind wir um 1 Uhr losgefahren und 6 Stunden im Matatu nach Masaka gebrettert. Dort angekommen konnten wir erstmal noch etwas dösen bevor uns Mama Hope (die Frau unseres Chefs Sylvester) in das traditionelle Gewand – den Gomez gesteckt hat. Es verlief so: erst wird man ein riesen Stück Stoff eingewickelt (wie wenn man ein Handtuch um den Körper hat) und mit einem Gürtel befestigt. Der obere Teil wird dann runtergeklappt –was zur Folge hat, dass man ein ziemlich ausladendes Heck bekommt. Dann kommt der Gomez: es sieht wie ein Kleid, das man vorne zuknöpfen kann, doch es hat nur oben zwei Knöpfe und die eine Seite ist auch zwei Meter zu lang (und das ist nicht übertrieben). Die Seite mit dem vielen Stoff wird dann seitlich gerafft und mit einem riesen Gürtel zusammengeschnürt. Ich fühlte ich wie eine Geisha. Man konnte kaum laufen und sah ca. 20 Kilo schwerer aus – aber seht es selbst J Wir haben dann Bohnen und Matoke gefrühstückt und sind nach 2 ½ Stunden Fahrt durch den Busch im Dorf der zukünftigen Braut angekommen. Nach einem „short call“ (so nen die Ugander einen Stopp um auf die Pipibox zu gehenI) musste uns Mama Hope erneut anziehen J Wir sind dann (nachdem wir wieder hübsch waren) zur Gesellschaft gelaufen: dort waren drei Zelte aufgebaut. In zwei saßen bereits Leute (vermutlich die Gesellschaft der Braut) und eins war für uns alle bereit. Wir haben ein kleines Geschenk in die Hand gedrückt bekommen mit den Worten „da werden Männer sein, denen müsst ihr es dann geben“ – hä? Die Aufklärung folgt J Wir haben dann als Willkommensgeschenk einen Lolli bekommen und mussten durch einen Torbogen in zwei Reihen einmarschieren. Nachdem wir saßen ging die Show los: die Gesellschaft des Bräutigams hatte ihren eigenen Sprecher und die Gesellschaft der Braut auch. Die beiden haben dann – na sagen wir mal das Ganze moderiert. Dann dröhnte aus den Boxen laut afrikanische Musik und ein paar Mädchen kamen tänzelnd herein. Sie haben dann von unserem Sprecher jeweils ein Geschenk bekommen. Dann kam eine Gruppe junger Frauen. Die mit uns gereisten Männer gaben dann ihnen die Geschenke. Dann kam eine Gruppe junger Männer – das war unser Auftritt. Wir sind dann mit den anderen Frauen aufgestanden und haben versucht beim Laufen zum Takt der afrikanischen Musik zu wackeln, sind dann einmal um die Männer herumgetänzelt und mussten uns dann auf die Knie fallen lassen und ihnen das Geschenk überreichen. War ziemlich ungewohnt – war auch echt interessant. Es kamen immer wieder Gruppen von Personen und bekamen Geschenke. Und dann kam Jane (die Braut): gehüllt in einen Gomez und mit einer aufwendig gemachten Frisur. Sie sah wirklich toll aus. Nachdem sie einige Fragen unseres Sprechers beantwortet hatte, sind wir alle zu den Autos gegangen, denn nun war es Zeit die Geschenke zu überreichen. Die Männer haben die Couchgarnitur und die Kästen voller Cola, das Huhn und andere schwere Sachen gebracht und wir Frauen haben ein Korb auf den Kopf bekommen – ja ihr habt richtig gelesen: wir mussten die Körbe auf dem Kopf durch den Torbogen bringen, dann um die Braut laufen und die Körbe auf den Boden um sie herum aufstellen. Das war ein gewaltiger Akt, nicht zu stolpern – denn wir hatten den viel zu langen Gomez an, das hieß also links waren ca. 1 Meter Stoff in der Hand und mit der anderen Hand hat man den Korb (der wahlweise mit Toastbrot und Margarine oder mit einer Ananas und einem Kohl bepackt war) gehalten. Dabei mussten wir aber wieder im Takt wackeln – mein Gedanke war nur „fall nicht hin, stolper ja nicht“. Aber ist zum Glück nichts passiert J Die Tante und eine Schwester haben Jane dann ihrem zukünftigen Mann übergeben, er hat ihr einen Ring an den Finger gesteckt und danach wurde eine Torte angeschnitten und dazu Sprühschnee aus der Dose gesprüht. Dann war die Introduction vorbei. Was ich hier so komprimiert erzähle dauerte ca. 4 Stunden. Es war bereits dunkel geworden und unsere Mägen knurrten nach etwas zu essen. Sie wurden aber sofort erhört J In Bananenblätter eingewickelt gab es Fleisch und Hühnchen, dazu Matoke und Reis. Mit den Händen Reis zu essen ist eine Kunst – aber hungrig ist das ein Kinderspiel J Um 20:30 Uhr haben wir uns dann aus dem durchgeschwitzten Gomez befreit und uns ins Matatu gesetzt um die Heimreise anzutreten. Nach 8 Stunden holpriger Fahrt kamen wir morgens um 04:30 Uhr wieder am Projekt an. Völlig müde, aber total glücklich und überwältigt von den Eindrücken des Tages fielen wir ins Bett. Es war wirklich absolut schön an solch einer traditionellen Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Ich hoffe die Bilder können etwas das Feeling rüberbringen, das wir an diesem Tag erleben durften – bitte stellt euch dazu die afrikanische Musik vor – dann wirkt es mehr.
Aber da wir ja zum Arbeiten hier sind auch hierzu noch eine aktuelle Statusmeldung: die Membershipcards sind nun komplett ausgegeben. Die Beneficiaries haben sich riesig darüber gefreut. Die Arbeit hat sich wirklich gelohnt. Denn das ist der beste Lohn: die strahlenden und dankbaren Gesichter.
Ich sende euch sonnige (leider momentan verregnete) Grüße von Herzen aus Uganda.
Drück euch alle ganz fest,
eure Mareen

Donnerstag, 29. November 2012

Der Leidensweg in Bildern

                                              Startpunkt: Primary School

                                               Ist das nicht ne tolle Aussicht?

                                              Der schönste Arbeitsplatz der Welt :-)

                                            Hier war die Welt noch in Ordnung


                                            Hier nicht mehr :-)

Nennt mich Reinhold


Ein herzliches Hallo nach Deutschland,
ihr bereitet euch alle bestimmt auf den bevorstehenden ersten Advent vor und habt den Adventskalender schon start-klar
J Wir hoffen, dass wir am Samstag im Post Office das Päckchen abholen können, in dem ein Weihnachtsbäumchen auf uns wartet. So dass ein wenig weihnachtliche Stimmung auch bei uns aufkommt. Es ist wirklich schwer sich vorzustellen, dass in Deutschland der Winter anbricht, mit Schnee, Kälte und Weihnachtsmärkten, während wir hier auf dem Berg sitzen, im strahlenden Sonnenschein und sogar beim Nichts tun beginnen zu schwitzen J Allerdings sind wir letzte Woche ganz schön ins Schwitzen gekommen – beim Arbeiten – und davon möchte ich euch gerne erzählen: wie bereits erwähnt, erstellen wir momentan die Membershipcards für alle Beneficiaries von Give a Goat. Wir haben die Gruppen immer ein erstes Mal besucht um von allen Fotos zu machen, ein zweiten Besuch haben wir ihnen abgestattet, damit jeder seine Karte unterschreiben konnte und beim dritten Besuch werden wir die fertigen Karten ausgeben. Fast alle Gruppen sind gut erreichbar zu Fuß oder mit dem Boda – ausser eine Gruppe. Da diese wirklich irgendwo in den Bergen ihren Treffpunkt hat, haben wir sie in einem naheliegenden Dorf das erste Mal getroffen um die Fotos zu schießen. Dort hat die Gruppe gemeint, dass wir beim nächsten Mal zu ihrem Treffpunkt kommen sollen und dann auch ein Mittagessen bekommen. Nunja, was soll ich sagen, für ein Gratis-Mittagessen nehmen wir einige Strapazen auf uns und so kam es, dass wir letzten Freitag uns auf den Weg gemacht haben. Nach einer beschwerlichen über Stock- und Steinfahrt mit dem Boda hielten wir an einer Primary School, die bereits am Berg lag. Und dort wurde uns klar: ab jetzt müssen wir laufen. Laufen wär nicht das Problem gewesen, allerdings war es deutlich mehr Klettern und Bergsteigen als Spazierengehen. Am Abend vor dem Marsch fragten wir Ericana (unseren Sozialarbeiter) wie lange wir laufen müssen – die Antwort lautete 20-30 Minuten. Da uns ein Ugander-Kenner erklärt hat, dass man Zeitangaben immer verdoppeln muss, haben wir noch gescherzt, dass wir bestimmt eine Stunde klettern müssen. Zur Sicherheit fragte ich nochmal nach, wie lange es dauern wird, als wir losliefen – da lautete die Antwort 30-45 Minuten. Meiner Stimmung hat das erst mal keinen Abbruch getan. Vor allem als wir das erste Mal eine Verschnaufpause gemacht haben, hatten wir einen tollen Ausblick (Bild oben) – da war mein Gedanke „das ist der schönste Arbeitsplatz den ich je hatte“. Meine Stimmung sollte sich allerdings ändern, als wir immer höher und immer tiefer in den Bergen verschwanden und es schien, als würden wir nie ankommen. Wir haben dann nach bereits 30-40 Minuten Fussmarsch eine Pause auf einem großen Stein gemacht – das Bild spricht Bände (siehe oben) über meine Gemütslage. Wir liefen weiter und auf meine erneute Nachfrage, wie lange es dauert, bis wir ankommen (ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt, gell Papa J) – die Antwort: 20-30 Minuten hat mich fast zum Heulen gebracht und die darauffolgenden gefühlten 3 Kilometer hab ich nur gemeckert und gesagt „nee, ich kann nicht mehr – ich bin doch nicht Reinhold Messner – hätte ich einen Abenteuerurlaub gewollt, wäre ich nach Nepal klettern gegangen“. Ericana hatte erbarmen (vielleicht ging ihm einfach auch nur mein Gemotze auf die Nerven). Jedenfalls haben wir dann irgendwo – fast oben an der Spitze gehalten und uns in einem Haus breit gemacht und die Gruppe (die immer noch weit entfernt war) wurde informiert, dass wir es nicht bis ganz nach oben schaffen und sie doch mit dem Essen (das war uns ganz wichtig) zu dem Haus kommen. Nach ca. 30 Minuten war die Gruppe und das Mittagessen da. Wir haben uns Gonja (ich liebe Gonja – das ist eine in heißem Wasser zubereitete Banane), Nudeln mit Tomaten, Reis, Kartoffeln und Hühnchen schmecken lassen. Gestärkt konnten wir uns der eigentlich Aufgabe widmen: den Unterschriften. Nachdem es dann auch noch angefangen hat zu regnen, dachte ich, wir kommen den Berg nie wieder runter, deshalb haben wir auch den Regenschauer abgewartet bevor wir uns auf die Heimreise begeben haben. Wie erwartet sind wir alle paar Meter aufm Hosenboden gelandet, weil wir natürlich nicht unsere Kletterausrüstung dabei hatten J Aber nach ca. 1 Stunde Marsch sind wir beim Boda angekommen. Jetzt hieß es den steinigen Weg zurück. Dies sollte die nächste Herausforderung werden: zu dritt auf dem Boda (bei der Hinfahrt hatten wir einen zweiten Fahrer angeheuert, sodass immer nur zwei auf einem Boda saßen) diesen steinigen Weg entlang, das konnte nicht gut gehen. So kam es, dass alle 10 Meter Ericana sagte „Get off“ und wir absteigen und laufen mussten. Dieser Weg war laaang sag ich euch und zum Schluss hab ich ihm klar gemacht, wenn er nocheinmal „Get off“ sagt, ich ausflippen werde. Wir erreichten gegen 18 Uhr den Markt in Kisinga (wir waren den kompletten Tag unterwegs), haben uns noch Abendessen gekauft (Maiskolben und Chapati) und unseren Wocheneinkauf erledigt und sind ich glaub um 21 Uhr völlig erschöpft im Bett gelegen. Und ich hatte mich immer über Stau auf der A81 von Nellingsheim nach Sindelfingen beschwert. Da hatte ich wenigstens nen warmen Bobbes und Musik – und ich musste nicht laufen J
Naja, jetzt habe ich halt Waden und Oberschenkel wie ein Preisboxer.
Wir haben allerdings am Samtag Ericana gleich klar gemacht, dass wir nicht nochmal da hoch wackeln werden um die Karten auszugeben (denn die Gruppe hatte uns vor unserem Talmarsch gefragt, ob wir das nächste Mal wieder kommen bzw. dann ganz hoch zu ihrem Treffpunkt kommen – wir haben fleißig genickt und „of course“ geantwortet).
Nachdem der Muskelkater überwunden war und die Erschöpfung auskuriert, haben wir am Montag den Geburtstag unseres Farmmanagers Robert gefeiert: mit Stockbrot und Schwein am Spieß. Leider war ich zu langsam und hab vom Schwein nichts abgekommen (ich werde hier unfreiwillig zum Vegetarier), hab dafür aber glaub 3 Stockbrote verhaftet. Eine Geburtstagsparty auf ugandisch war echt interessant und witzig – da es hier nicht üblich ist seinen Geburtstag zu feiern – weil man ihn meist nicht weiß. Die gemietete Musikanlage hat afrikanische Musik gespielt, die Männer (ja richtig gelesen) getanzt und das Geburtstagskind hat sich gefreut über die Party und die gute Stimmung. Wir freuen uns, dass wir diese Tradition etwas einführen konnten und weiterhin werden (zwei Dezember-Geburtstage stehen noch vor der Tür , die hier gefeiert werdenJ). Denn es ist doch schön den Tag zu feiern, an dem man geboren wurde und ohne den es uns nicht gäbe.
In diesem Sinne - fühlt euch alle gedrückt, denke feste an euch,
eure Mareen
PS: Wer keinen Google-Account hat und gerne Kontakt mit mir aufnehmen möchte, kann mir gerne auch an mareenvoegele@gmail.com eine Mail senden.
@Jogi: leider spinnt mein Internet, so kann ich nicht auf deine Kommentare im Einzelnen antworten: 1. Ich glaube du spinnst wohl, mit mit einem Mann zu vergleichen, zieh dich warm an, wenn ich wieder komme, übrigens 2. Ich komme am 03.02.2013 an – hoffe du stehst am richtigen am Flughafen um mich abzuholen J, 3. Ich hätte lieber Fleisch als Milchreis (ich erklär dir das dann mal) und leider musst du auch nur für mich sorgen, denn Elisa wird die neuen Volunteers einlernen und erst am 12.02.2013 heimfliegen (liebe Grüße von ihr zurück), 4. Viel viel Spaß mit der Bande dann in 2 Wochen. Ich wäre gerne dabei – trinkt einen Glühwein für mich mit und last but not least: viele Grüße an Dea J

Dienstag, 13. November 2012

Uganda in Bildern

Die Kinder unserer Beneficiaries haben sich riesig gefreut, auch fotografiert zu werden

Regenbogen in Uganda

                    
                                       Mareen bei der Arbeit 1

                                                                   Mareen bei der Arbeit 2

                                                                                   Mareen bei der Arbeit 3

                                          Unser "Küchentisch" im Zimmer und rechts unsere Ausbeute vom Markt

                                                                Elisa bereitet uns Ananas zum Abend essen zu und

                                          ich die Pfannkuchen :-)


                                                                 Volia - unser Abendessen

Uganda's Tierwelt

Hey meine Lieben zuhause,

ich hoffe euch allen geht es sehr gut und dass der Wintereinbruch noch etwas auf sich warten lässt. Nach dem (hoffentlich) schlimmsten Regenmonat Oktober und 2 Wochen mit täglichem Regen scheint es tatsächlich wahr zu sein, dass die Regensaison im November nachlässt. Wir haben strahlenden Sonnenschein, was schon wieder für ein deutlich rotes Dekolleté sorgt und nur 1-2 mal wöchentlich Regenschauer. (Natürlich haben wir diesen Regenschauer wieder beim Freitag-Markteinkauf erwischt – meine Flip Flops sind diesmal aber noch ganz J) So genug über das Wetter geplaudert. Wie viele von euch wissen, mag ich Tiere sehr gerne auf meinem Teller mit Spätzle und Soße. Deshalb ist das hier eine gute Übung auch mit lebenden Tieren jeglicher Art mich anzufreunden und zu lernen mit ihnen in Einklang zu leben. Mit den Ziegen hat das ganz gut geklappt, ich hatte sogar ein kleines Babyzieglein auf dem Arm. Das einzige was ich an den Ziegen nicht mag, sind die Zecken. Aber ansonsten leben wir ganz gut miteinander. Sobald sie aus dem Stall gelassen werden rennen sie über die ganze Projektfläche – und wir sind oft mittendrin J Auch die Eidechsen sind meine Freunde, denn sie sind quasi unsere Haustiere. Zuerst dachten wir, wir beherbergen nur eine und nannten sie liebevoll „unser Freund“ – dann bemerkten wir, unser Zimmer ist ein Unterschlupf für eine ganze Großfamilie. Weil soviel Kacka kann keine einzige Eidechse hinterlassen. Etwas befremdlich waren zu Beginn auch die fliegenden Ameisen, die nachts gegen unsere Tür prallten. Am nächsten Morgen waren bereits die toten Ameisen aufgesammelt worden und nur noch die Flügel lagen überall verteilt auf dem Boden. Denn die Ameisen sind hier ein netter Snack – ich dachte ich muss nicht alles probieren und hab die Flügel vor der Tür weggefegt. Eine Gattung Tiere macht es mir allerdings schwerer als daheim: die Spinnen. Zuhause wird der Staubsauger ausgepackt, hm, das gestaltet sich hier schwierig. Vorallem wenn man auf dem „Loch sitzt“ und bemerkt wie eine Spinne auf einen zukrabbelt. Es ist ein gewaltiger Balance-Akt in der Hocke mit dem Fuss auf eine sich bewegende Spinne zu treten. Aber ich habe den Kampf gewonnen J Apropos Loch. Tagsüber ist das nur halb so schlimm wie es sich anhört, aber sobald es dunkel ist, hat man immer Gesellschaft. Man sieht sie meist nicht, aber ihre Fühler die sie einem entgegenstrecken verraten ihr Dasein: die Kakerlaken. Aber man sieht sie wenigstens. Einmal hab ich einen dumpfen Ankömmling auf meinem Kopf gespürt, er ist allerdings gleich vom Kopf vor mich gesprungen und unter der Tür durch verschwunden – ich weiß nicht ob die Eidechse sich mehr vor meinem weißen Popo und meinem Schrei oder ich mich vor ihr erschreckt hab. Ihr seht, ich entdecke meine Tierliebe hier in mir J
Gerne möchte ich euch auch erzählen, woran wir momentan arbeiten: wir erstellen Karten für die Projektfamilien. Das ist eine tolle Sache. Denn die meisten Ugander haben noch nie irgendeine Art von ID-Karte (wie Führerschein, Ausweis, Pass, etc.) je besessen und freuen sich riesig wenn wir die Fotos für die Karten machen – denn die meisten wurden noch nie fotografiert geschweige denn haben sich je im Display einer Digicam gesehen. Sie freuen sich alle riesig darüber und das sind die Momente die absolut lohnenswert sind hier zu sein. Auf den Bildern trauen sie sich kaum zu lächeln, aber beim Betrachten des eigenen Bildes freuen sie sich mega und strahlen über das ganze Gesicht. Für uns ist es eine schöne Arbeit, so lernen wir alle Gruppen kennen und sie freuen sich immer alle uns kennenzulernen und sind dankbar für unsere Arbeit. Die Ugander sind ein liebenswürdiges Volk mit Tradition. Manchmal sind die Ansichten (Frauen dürfen nicht pfeifen, rauchen und Hosen tragen) für uns etwas unverständlich, aber sie sind total hilfsbereit (während eines Regeneinbruchs gewährte uns ein völlig fremder in seinem Haus Unterschlupf), bekochen einen sofort, wenn man das Haus betritt und Obst bekommen wir in rauen Mengen geschenkt. Leider zieht das aktuelle Weltgeschehen momentan etwas an uns vorbei („Habt ihr mitbekommen dass der neue Bond-Film in den Kinos angelaufen ist?“ Ich:“Äh nein, ich bin froh, dass ich mitbekommen habe, dass Obama wiedergewählt wurde“ – Telefonat hat so stattgefunden, gell Mama
J) Für uns, die wir daheim über Medien jeglicher Art über alle aktuellen Geschehnisse informiert werden, ist das auf der einen Seite schwierig, aber man muss sagen, die Leute hier haben genug eigene Probleme mit denen sie sich leider beschäftigen müssen, deshalb verständlich, dass sie mehr daran interessiert sind, die Schulgebühren für ihre Kinder zu beschaffen (durch Obst- und Gemüseverkäufe auf dem Markt) und ihre Felder zu pflegen, damit sie das was sie mittags geerntet haben, abends kochen und essen können. Es ist wirklich bemerkenswert, mit wie wenig viele hier auskommen müssen und trotzdem so herzlich und glücklich sind. Neulich zum Beispiel haben wir eine Schar Kinder beim Fußball spielen gesehen, deren Ball aus zusammengerollten Plastiktüten bestand. Sie haben sich total gefreut uns Muzungus zu sehen und uns Bierkorken geschenkt – mit leuchtenden Augen. Das war wirklich schön.
Dafür, dass wir zuhause Elektrizität, fließendes Warmwasser, Toiletten und ein Herd zum Kochen gewöhnt sind, haben wir uns sehr gut hier eingelebt und eingefunden. Das einzige was uns zu schaffen macht ist unser Süßigkeitennachschub. Und bis die neuen Pakete mit Schokolade eintreffen, haben wir eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: wenn wir vom Abendessen übrigen Reis mit Zucker und Zimt oder wahlweise mit G’säls essen hat es was von Milchreis und dient uns somit als Nachtisch. Glücklich über diese Entdeckung machen wir nun zu fast allen Mahlzeiten Reis J Genügend versteht sich, damit was übrigbleibt J
Apropos essen, unser Koch serviert gerade das Mittagessen – in diesem Sinne, sende ich euch liebe Grüße aus dem sonnigen Uganda und fühlt euch alle gedrückt,
Mareen

 

Sonntag, 28. Oktober 2012

Ruanda in Bildern

Beginn unserer Reise vom Hügel nach Kigali - mit Josef, unserem Bodafahrer

Kigali, warum bist du so hügelig? :-)

Im deutschen Supermarkt


Für meinen Papa und meine Ex-KollegInnen

Im Nakumatt-Supermarkt
 


 
 
 
 Beim Sandwichessen (beim Essen versteh ich keinen Spaß :-))


Vorher
 

Nachher :-)

Einmal Ruanda und zurück


Einmal Ruanda und zurück
Am Donnerstag vor einer Woche begann unsere Reise ins benachbarte Ruanda. Wir dachten, wir ziehen unser nächste Woche stattfindendes „Bergfest“ vor und reisen für 4 Tage nach Ruanda, genauer gesagt in dessen Hauptstadt Kigali. Wir haben den Bodafahrer unseres Vertrauens gerufen und er hat uns nach Kiburara gebracht. Dort stand glücklicherweise ein Bus, der uns bis zu unserer ersten Umsteigestation Mbarara gebracht hat. Nach über vier Stunden Fahrt sind wir ausgestiegen und haben erstmal einen Rolex (zusammengerollter „Pfannkuchen“ mit Kohl gefüllt) zur Stärkung gegessen. Wir wurden dann in ein Matatu verfrachtet, das uns bis zum nächsten Umsteigepunkt Kabale bringen sollte. Nachdem wir eine Stunde durch Mbarara gegurkt sind um das für 14 Fahrgäste bestimmte Matatu mit über 20 Leuten zu füllen – konnte es losgehen. Das Matatu war deutlich ungemütlicher und die Strecke um einiges holpriger J. Nach weiteren vier Stunden haben wir unser Ziel Kabale erreicht. Es war bereits 18 Uhr und wir wollten schnellst möglich die Grenze erreichen. Also rein in ein überteuertes Public Transport Auto und ab zur 30 Kilometer entfernten Grenze. Erst haben wir an der ugandischen Grenze „ausgecheckt“ um drei Meter weiter im ruandischen Grenzhäuschen „einzuchecken“. „Noch schnell“ wollten wir ugandische Schillinge in ruandische Franc tauschen – was bereits für einige Verwirrung gesorgt hat. Zu dem Zeitpunkt waren wir auch immerhin schon über 10 Stunden unterwegs J Sofort kam ein freundlicher Public Transport Fahrer und sagte, er fährt nach Kigali. Jeder Sitz hatte nahezu auch nur einen Besetzer – was sehr angenehm war. Der Rechtsverkehr hat uns dann als nächstes verwirrt (in Uganda herrscht Linksverkehr) und die für afrikanische Verhältnisse gut ausgebaute Strasse. Der Fahrer war so nett –natürlich gegen Aufpreis- uns bis ans Hotel zu fahren. Von Elisa’s Freundin (die ein Jahr in Ruanda gelebt hat) hatten wir einen Tipp bekommen. Nach der Währung und des Verkehrs verwirrte uns die Sprache: in Ruanda wird nicht englisch sondern französisch gesprochen. Unser Portier konnte leider nicht ein Wort englisch so wurde er von Elisa gefragt „Il y a something pour manger?“ Nach der nächtlichen Stärkung und über 13 Stunden Fahrt fielen wir erschöpft ins unsere separaten Betten. Am nächsten Morgen begann unsere kulinarische Reise durch Kigali – auf gut deutsch: wir haben uns durch Ruandas Hauptstadt gefuttert. Erst haben wir in dem Hotel etwas zum frühstücken geholt und im Zentrum Kigalis sind wir dann etwas herumgelaufen. Haben dann das Nakumatt-Einkaufszentrum gefunden und uns erstmal zum Mittagessen Burger mit Pommes gegönnt. Danach sind wir auf Anraten in das Bourbon Café gegangen und haben uns ein leckeres Eis als Nachtisch gegönnt. Wohl genährt und gut gelaunt haben wir uns auf ein Moto (in Ruanda heißen die Bodas Moto) geschwungen. Jede auf eins. In Ruanda sind sie da sehr genau und jeder Fahrer hat einen Helm für den Fahrgast mit. Naja, der Helm war zwar zu groß und hätte bei einem Aufprall vermutlich nicht viel genützt, denn die sind gefahren wie die Henker. Jedenfalls haben wir uns zu einem deutschen Supermarkt fahren lassen – genau deutscher Supermarkt. Dieser war als Tipp in meinem Reiseführer angegeben. Wir konnten unser Glück kaum fassen: Ritter Sport Schokolade, deutsches Brot, Tütensuppe, Oliven in Gläsern, einen Metzger, Tee und vieles mehr. Leider alles maßlos überteuert, deshalb haben wir uns nur ein deutsches Brot und ich mit eine Tafel Ritter Sport gegönnt J Danach haben wir noch Souvenirs geshoppt, wie sich das für Touris gehört J Dann sind wir zurück und haben uns erstmal –zur Feier des Tages- eine Maske aufgelegt. Man gönnt sich ja sonst nichts. Danach haben wir geduscht – und zwar WARM. Unglaublich, nach fast 3 Monaten nur kalt duschen war das ein unbeschreibliches Gefühl. Wir wollten gar nicht mehr raus aus der Dusche. Frisch geschminkt haben wir dann unsere Futter-Reise fortgesetzt. Wir sind einem Tipp gefolgt und sind in ein Burger-Restaurant. Wir haben uns Burger und Sandwiches mit Pommes bestellt. Danach sind wir weitergezogen in die „VIP-Lounge“. Eine 6-köpfige Combo hat afrikanisches Liedgut gespielt und wir haben bei einem Bierchen mitgewippt. Das ein oder andere bekannte Lied haben sie dann im Reggae-Stil gespielt und dann kam ein ganz besonderes Lied: Nossa J ich habe mir meine Mädels und mich im Apfelsack mit einem Sektglas in der Hand tanzend auf der Fasnet gesehen. Aus voller Seele habe ich mitgegröhlt, was für irritierte Blicke meiner Nachbarn gesorgt hat. Am Samstagmorgen haben wir uns im Bourbon Café einen Schokoladenkuchen mit Eis genehmigt (wir haben die Pause von Toastbrot ohne Toaster redlich ausgenutzt) und haben uns dann mit einem Moto zur Gedächtnisstätte des Völkermordes von 1994 bringen lassen. Völlig schockiert, interessiert und kopfschüttelnd über soviel Brutalität haben wir die komplette Geschichte dort gelesen, in Bildern gesehen und anhand von kurzen Filmchen, in denen Zeitzeugen ihre Erlebnisse geschildert haben, auf uns wirken lassen. Da das geschehene nicht mal 20 Jahre in der Vergangenheit liegt, wird man ziemlich nachdenklich. Verwirrt und total aufgerührt haben wir uns ins Fantastic Restaurant (war ebenfalls ein Tipp) aufgemacht und dort uns einmal durchs Büffet gegessen. Nach einer weiteren Runde Souvenir shoppen haben wir uns auf den Weg zurück gemacht um ein letztes Mal die warme Dusche zu genießen. Danach sind wir wie den Abend zuvor ins Simba-Restaurant und haben uns ein Frucht- bzw. Avocado-Shake zu Sandwich mit Pommes schmecken lassen. Da wir am Sonntag um 6 Uhr aufgestanden sind, hieß es nach demAbendessen ab ins Bett. Nach dem frühen Aufstehen waren wir bereits um 7 Uhr am Buspark in Kigali. Unser Fahrer, der uns wohlbehalten nach Kigali gebracht hat, hat uns wiedererkannt und sofort in sein Auto verfrachtet. Dort saßen wir, haben unser gekauftes Frühstück aus Tüten gegessen und gewartet, bis das Auto voll war. Nach dem Grenzübergang wurden wir in Kabale abgesetzt, wo glücklicherweise bereits ein Bus nach Mbarara stand. Sind sofort eingestiegen und vier Stunden später –um 16 Uhr sind wir angekommen. 1 ½ Stunden haben wir dort auf unsere Weiterfahrmöglichkeit gewartet. Es war bereits 17:30 Uhr als wir endlich ein Matatu gefunden haben, dass in unsere gewünschte Richtung fuhr. Um 21:00 Uhr kamen wir an der uns vertrauten Kreuzung Kikorongo an. Leider konnten wir aufgrund des nicht-vorhandenen Netzes niemand vom Projekt erreichen, so machten wir uns in einem völlig überteuerten Special Hire auf den Weg „heim“. Leider ist auf der Fahrt ein Reifen des Autos geplatzt, sodass wir in Kiburara auf ein Boda umsteigen mussten. Da es in den letzten Tagen offensichtlich stark geregnet hatte war ein durchkommen recht schwer,  denn leider ist die „Strasse“ nicht geteert, weshalb Elisa ihr den Spitznamen  „field of mudd“ verliehen hat (oder lag es an dem Alkoholpegel unseres Fahrers? Vielleicht von beidem ein bisschen). Auf dem schliddrigen Weg haben wir zwei unserer Farmjungs entdeckt, daraufhin haben wir uns vom Boda geschwungen, uns höflich bedankt und sind den Rest voll hochgelaufen. Völlig erschöpft, aber um einen wunderschönen Ausflug reicher im Gepäck kamen wir in unserem Zimmer mit Stockbett wieder an. Leichte Wehmut überkam uns. Einen kurzen Augenblick (oder vielleicht auch einige Augenblicke mehr) hatten wir überlegt in Kigali zu bleiben die restlichen 3 Monate J Es ist eine schöne Stadt, wenn auch extrem hügelig, uns verfolgten keine Muzungu-Rufe und wir mussten durch keinen Matsch waten J
Aber natürlich sind wir nicht „getürmt“. Wir sind froh, wieder am Projekt zu sein und gehen fleißig unserer Arbeit nach. Heute konnten wir unser improvisiertes „Office“ beziehen, das direkt neben unserem Zimmer liegt J
Ihr seht, uns geht es nach wie vor sehr gut, wir haben unsere Batterien wieder in Kigali aufgeladen und sind bereit für die zweite Hälfte unseres Erlebnisses hier.
Ich weiß, bei euch schneit es, aber ich hoffe etwas vom Sonnenschein und der Wärme aus Uganda und Ruanda euch zukommen können zu lassen.
Fühlt euch alle gedrückt,
liebe Grüße,
Mareen
PS: Liebe Grüße an Alice und herzlichen DANK für die wertvollen Tipps in Kigali.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Auf dem Markt in Kisinga
                                         
Im Public Transport (die anderen 12 Insassen haben leider nicht aufs Foto gepasst)
 
 Beim Wasserfall - vorm Regen
 
 Beim Regen

Mein abendlicher Style: Socken, Legging und mein afrikanischer Rock

Beim Feierabendbier - ich liebe meine Allround Spice Girls Tasse :-)

Ich habe mein erstes Päckchen aus Deutschland erhalten. Ich glaub die Freude kann man sehen :-)