Donnerstag, 29. November 2012

Der Leidensweg in Bildern

                                              Startpunkt: Primary School

                                               Ist das nicht ne tolle Aussicht?

                                              Der schönste Arbeitsplatz der Welt :-)

                                            Hier war die Welt noch in Ordnung


                                            Hier nicht mehr :-)

Nennt mich Reinhold


Ein herzliches Hallo nach Deutschland,
ihr bereitet euch alle bestimmt auf den bevorstehenden ersten Advent vor und habt den Adventskalender schon start-klar
J Wir hoffen, dass wir am Samstag im Post Office das Päckchen abholen können, in dem ein Weihnachtsbäumchen auf uns wartet. So dass ein wenig weihnachtliche Stimmung auch bei uns aufkommt. Es ist wirklich schwer sich vorzustellen, dass in Deutschland der Winter anbricht, mit Schnee, Kälte und Weihnachtsmärkten, während wir hier auf dem Berg sitzen, im strahlenden Sonnenschein und sogar beim Nichts tun beginnen zu schwitzen J Allerdings sind wir letzte Woche ganz schön ins Schwitzen gekommen – beim Arbeiten – und davon möchte ich euch gerne erzählen: wie bereits erwähnt, erstellen wir momentan die Membershipcards für alle Beneficiaries von Give a Goat. Wir haben die Gruppen immer ein erstes Mal besucht um von allen Fotos zu machen, ein zweiten Besuch haben wir ihnen abgestattet, damit jeder seine Karte unterschreiben konnte und beim dritten Besuch werden wir die fertigen Karten ausgeben. Fast alle Gruppen sind gut erreichbar zu Fuß oder mit dem Boda – ausser eine Gruppe. Da diese wirklich irgendwo in den Bergen ihren Treffpunkt hat, haben wir sie in einem naheliegenden Dorf das erste Mal getroffen um die Fotos zu schießen. Dort hat die Gruppe gemeint, dass wir beim nächsten Mal zu ihrem Treffpunkt kommen sollen und dann auch ein Mittagessen bekommen. Nunja, was soll ich sagen, für ein Gratis-Mittagessen nehmen wir einige Strapazen auf uns und so kam es, dass wir letzten Freitag uns auf den Weg gemacht haben. Nach einer beschwerlichen über Stock- und Steinfahrt mit dem Boda hielten wir an einer Primary School, die bereits am Berg lag. Und dort wurde uns klar: ab jetzt müssen wir laufen. Laufen wär nicht das Problem gewesen, allerdings war es deutlich mehr Klettern und Bergsteigen als Spazierengehen. Am Abend vor dem Marsch fragten wir Ericana (unseren Sozialarbeiter) wie lange wir laufen müssen – die Antwort lautete 20-30 Minuten. Da uns ein Ugander-Kenner erklärt hat, dass man Zeitangaben immer verdoppeln muss, haben wir noch gescherzt, dass wir bestimmt eine Stunde klettern müssen. Zur Sicherheit fragte ich nochmal nach, wie lange es dauern wird, als wir losliefen – da lautete die Antwort 30-45 Minuten. Meiner Stimmung hat das erst mal keinen Abbruch getan. Vor allem als wir das erste Mal eine Verschnaufpause gemacht haben, hatten wir einen tollen Ausblick (Bild oben) – da war mein Gedanke „das ist der schönste Arbeitsplatz den ich je hatte“. Meine Stimmung sollte sich allerdings ändern, als wir immer höher und immer tiefer in den Bergen verschwanden und es schien, als würden wir nie ankommen. Wir haben dann nach bereits 30-40 Minuten Fussmarsch eine Pause auf einem großen Stein gemacht – das Bild spricht Bände (siehe oben) über meine Gemütslage. Wir liefen weiter und auf meine erneute Nachfrage, wie lange es dauert, bis wir ankommen (ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt, gell Papa J) – die Antwort: 20-30 Minuten hat mich fast zum Heulen gebracht und die darauffolgenden gefühlten 3 Kilometer hab ich nur gemeckert und gesagt „nee, ich kann nicht mehr – ich bin doch nicht Reinhold Messner – hätte ich einen Abenteuerurlaub gewollt, wäre ich nach Nepal klettern gegangen“. Ericana hatte erbarmen (vielleicht ging ihm einfach auch nur mein Gemotze auf die Nerven). Jedenfalls haben wir dann irgendwo – fast oben an der Spitze gehalten und uns in einem Haus breit gemacht und die Gruppe (die immer noch weit entfernt war) wurde informiert, dass wir es nicht bis ganz nach oben schaffen und sie doch mit dem Essen (das war uns ganz wichtig) zu dem Haus kommen. Nach ca. 30 Minuten war die Gruppe und das Mittagessen da. Wir haben uns Gonja (ich liebe Gonja – das ist eine in heißem Wasser zubereitete Banane), Nudeln mit Tomaten, Reis, Kartoffeln und Hühnchen schmecken lassen. Gestärkt konnten wir uns der eigentlich Aufgabe widmen: den Unterschriften. Nachdem es dann auch noch angefangen hat zu regnen, dachte ich, wir kommen den Berg nie wieder runter, deshalb haben wir auch den Regenschauer abgewartet bevor wir uns auf die Heimreise begeben haben. Wie erwartet sind wir alle paar Meter aufm Hosenboden gelandet, weil wir natürlich nicht unsere Kletterausrüstung dabei hatten J Aber nach ca. 1 Stunde Marsch sind wir beim Boda angekommen. Jetzt hieß es den steinigen Weg zurück. Dies sollte die nächste Herausforderung werden: zu dritt auf dem Boda (bei der Hinfahrt hatten wir einen zweiten Fahrer angeheuert, sodass immer nur zwei auf einem Boda saßen) diesen steinigen Weg entlang, das konnte nicht gut gehen. So kam es, dass alle 10 Meter Ericana sagte „Get off“ und wir absteigen und laufen mussten. Dieser Weg war laaang sag ich euch und zum Schluss hab ich ihm klar gemacht, wenn er nocheinmal „Get off“ sagt, ich ausflippen werde. Wir erreichten gegen 18 Uhr den Markt in Kisinga (wir waren den kompletten Tag unterwegs), haben uns noch Abendessen gekauft (Maiskolben und Chapati) und unseren Wocheneinkauf erledigt und sind ich glaub um 21 Uhr völlig erschöpft im Bett gelegen. Und ich hatte mich immer über Stau auf der A81 von Nellingsheim nach Sindelfingen beschwert. Da hatte ich wenigstens nen warmen Bobbes und Musik – und ich musste nicht laufen J
Naja, jetzt habe ich halt Waden und Oberschenkel wie ein Preisboxer.
Wir haben allerdings am Samtag Ericana gleich klar gemacht, dass wir nicht nochmal da hoch wackeln werden um die Karten auszugeben (denn die Gruppe hatte uns vor unserem Talmarsch gefragt, ob wir das nächste Mal wieder kommen bzw. dann ganz hoch zu ihrem Treffpunkt kommen – wir haben fleißig genickt und „of course“ geantwortet).
Nachdem der Muskelkater überwunden war und die Erschöpfung auskuriert, haben wir am Montag den Geburtstag unseres Farmmanagers Robert gefeiert: mit Stockbrot und Schwein am Spieß. Leider war ich zu langsam und hab vom Schwein nichts abgekommen (ich werde hier unfreiwillig zum Vegetarier), hab dafür aber glaub 3 Stockbrote verhaftet. Eine Geburtstagsparty auf ugandisch war echt interessant und witzig – da es hier nicht üblich ist seinen Geburtstag zu feiern – weil man ihn meist nicht weiß. Die gemietete Musikanlage hat afrikanische Musik gespielt, die Männer (ja richtig gelesen) getanzt und das Geburtstagskind hat sich gefreut über die Party und die gute Stimmung. Wir freuen uns, dass wir diese Tradition etwas einführen konnten und weiterhin werden (zwei Dezember-Geburtstage stehen noch vor der Tür , die hier gefeiert werdenJ). Denn es ist doch schön den Tag zu feiern, an dem man geboren wurde und ohne den es uns nicht gäbe.
In diesem Sinne - fühlt euch alle gedrückt, denke feste an euch,
eure Mareen
PS: Wer keinen Google-Account hat und gerne Kontakt mit mir aufnehmen möchte, kann mir gerne auch an mareenvoegele@gmail.com eine Mail senden.
@Jogi: leider spinnt mein Internet, so kann ich nicht auf deine Kommentare im Einzelnen antworten: 1. Ich glaube du spinnst wohl, mit mit einem Mann zu vergleichen, zieh dich warm an, wenn ich wieder komme, übrigens 2. Ich komme am 03.02.2013 an – hoffe du stehst am richtigen am Flughafen um mich abzuholen J, 3. Ich hätte lieber Fleisch als Milchreis (ich erklär dir das dann mal) und leider musst du auch nur für mich sorgen, denn Elisa wird die neuen Volunteers einlernen und erst am 12.02.2013 heimfliegen (liebe Grüße von ihr zurück), 4. Viel viel Spaß mit der Bande dann in 2 Wochen. Ich wäre gerne dabei – trinkt einen Glühwein für mich mit und last but not least: viele Grüße an Dea J

Dienstag, 13. November 2012

Uganda in Bildern

Die Kinder unserer Beneficiaries haben sich riesig gefreut, auch fotografiert zu werden

Regenbogen in Uganda

                    
                                       Mareen bei der Arbeit 1

                                                                   Mareen bei der Arbeit 2

                                                                                   Mareen bei der Arbeit 3

                                          Unser "Küchentisch" im Zimmer und rechts unsere Ausbeute vom Markt

                                                                Elisa bereitet uns Ananas zum Abend essen zu und

                                          ich die Pfannkuchen :-)


                                                                 Volia - unser Abendessen

Uganda's Tierwelt

Hey meine Lieben zuhause,

ich hoffe euch allen geht es sehr gut und dass der Wintereinbruch noch etwas auf sich warten lässt. Nach dem (hoffentlich) schlimmsten Regenmonat Oktober und 2 Wochen mit täglichem Regen scheint es tatsächlich wahr zu sein, dass die Regensaison im November nachlässt. Wir haben strahlenden Sonnenschein, was schon wieder für ein deutlich rotes Dekolleté sorgt und nur 1-2 mal wöchentlich Regenschauer. (Natürlich haben wir diesen Regenschauer wieder beim Freitag-Markteinkauf erwischt – meine Flip Flops sind diesmal aber noch ganz J) So genug über das Wetter geplaudert. Wie viele von euch wissen, mag ich Tiere sehr gerne auf meinem Teller mit Spätzle und Soße. Deshalb ist das hier eine gute Übung auch mit lebenden Tieren jeglicher Art mich anzufreunden und zu lernen mit ihnen in Einklang zu leben. Mit den Ziegen hat das ganz gut geklappt, ich hatte sogar ein kleines Babyzieglein auf dem Arm. Das einzige was ich an den Ziegen nicht mag, sind die Zecken. Aber ansonsten leben wir ganz gut miteinander. Sobald sie aus dem Stall gelassen werden rennen sie über die ganze Projektfläche – und wir sind oft mittendrin J Auch die Eidechsen sind meine Freunde, denn sie sind quasi unsere Haustiere. Zuerst dachten wir, wir beherbergen nur eine und nannten sie liebevoll „unser Freund“ – dann bemerkten wir, unser Zimmer ist ein Unterschlupf für eine ganze Großfamilie. Weil soviel Kacka kann keine einzige Eidechse hinterlassen. Etwas befremdlich waren zu Beginn auch die fliegenden Ameisen, die nachts gegen unsere Tür prallten. Am nächsten Morgen waren bereits die toten Ameisen aufgesammelt worden und nur noch die Flügel lagen überall verteilt auf dem Boden. Denn die Ameisen sind hier ein netter Snack – ich dachte ich muss nicht alles probieren und hab die Flügel vor der Tür weggefegt. Eine Gattung Tiere macht es mir allerdings schwerer als daheim: die Spinnen. Zuhause wird der Staubsauger ausgepackt, hm, das gestaltet sich hier schwierig. Vorallem wenn man auf dem „Loch sitzt“ und bemerkt wie eine Spinne auf einen zukrabbelt. Es ist ein gewaltiger Balance-Akt in der Hocke mit dem Fuss auf eine sich bewegende Spinne zu treten. Aber ich habe den Kampf gewonnen J Apropos Loch. Tagsüber ist das nur halb so schlimm wie es sich anhört, aber sobald es dunkel ist, hat man immer Gesellschaft. Man sieht sie meist nicht, aber ihre Fühler die sie einem entgegenstrecken verraten ihr Dasein: die Kakerlaken. Aber man sieht sie wenigstens. Einmal hab ich einen dumpfen Ankömmling auf meinem Kopf gespürt, er ist allerdings gleich vom Kopf vor mich gesprungen und unter der Tür durch verschwunden – ich weiß nicht ob die Eidechse sich mehr vor meinem weißen Popo und meinem Schrei oder ich mich vor ihr erschreckt hab. Ihr seht, ich entdecke meine Tierliebe hier in mir J
Gerne möchte ich euch auch erzählen, woran wir momentan arbeiten: wir erstellen Karten für die Projektfamilien. Das ist eine tolle Sache. Denn die meisten Ugander haben noch nie irgendeine Art von ID-Karte (wie Führerschein, Ausweis, Pass, etc.) je besessen und freuen sich riesig wenn wir die Fotos für die Karten machen – denn die meisten wurden noch nie fotografiert geschweige denn haben sich je im Display einer Digicam gesehen. Sie freuen sich alle riesig darüber und das sind die Momente die absolut lohnenswert sind hier zu sein. Auf den Bildern trauen sie sich kaum zu lächeln, aber beim Betrachten des eigenen Bildes freuen sie sich mega und strahlen über das ganze Gesicht. Für uns ist es eine schöne Arbeit, so lernen wir alle Gruppen kennen und sie freuen sich immer alle uns kennenzulernen und sind dankbar für unsere Arbeit. Die Ugander sind ein liebenswürdiges Volk mit Tradition. Manchmal sind die Ansichten (Frauen dürfen nicht pfeifen, rauchen und Hosen tragen) für uns etwas unverständlich, aber sie sind total hilfsbereit (während eines Regeneinbruchs gewährte uns ein völlig fremder in seinem Haus Unterschlupf), bekochen einen sofort, wenn man das Haus betritt und Obst bekommen wir in rauen Mengen geschenkt. Leider zieht das aktuelle Weltgeschehen momentan etwas an uns vorbei („Habt ihr mitbekommen dass der neue Bond-Film in den Kinos angelaufen ist?“ Ich:“Äh nein, ich bin froh, dass ich mitbekommen habe, dass Obama wiedergewählt wurde“ – Telefonat hat so stattgefunden, gell Mama
J) Für uns, die wir daheim über Medien jeglicher Art über alle aktuellen Geschehnisse informiert werden, ist das auf der einen Seite schwierig, aber man muss sagen, die Leute hier haben genug eigene Probleme mit denen sie sich leider beschäftigen müssen, deshalb verständlich, dass sie mehr daran interessiert sind, die Schulgebühren für ihre Kinder zu beschaffen (durch Obst- und Gemüseverkäufe auf dem Markt) und ihre Felder zu pflegen, damit sie das was sie mittags geerntet haben, abends kochen und essen können. Es ist wirklich bemerkenswert, mit wie wenig viele hier auskommen müssen und trotzdem so herzlich und glücklich sind. Neulich zum Beispiel haben wir eine Schar Kinder beim Fußball spielen gesehen, deren Ball aus zusammengerollten Plastiktüten bestand. Sie haben sich total gefreut uns Muzungus zu sehen und uns Bierkorken geschenkt – mit leuchtenden Augen. Das war wirklich schön.
Dafür, dass wir zuhause Elektrizität, fließendes Warmwasser, Toiletten und ein Herd zum Kochen gewöhnt sind, haben wir uns sehr gut hier eingelebt und eingefunden. Das einzige was uns zu schaffen macht ist unser Süßigkeitennachschub. Und bis die neuen Pakete mit Schokolade eintreffen, haben wir eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: wenn wir vom Abendessen übrigen Reis mit Zucker und Zimt oder wahlweise mit G’säls essen hat es was von Milchreis und dient uns somit als Nachtisch. Glücklich über diese Entdeckung machen wir nun zu fast allen Mahlzeiten Reis J Genügend versteht sich, damit was übrigbleibt J
Apropos essen, unser Koch serviert gerade das Mittagessen – in diesem Sinne, sende ich euch liebe Grüße aus dem sonnigen Uganda und fühlt euch alle gedrückt,
Mareen